100 Jahre Rolls-Royce Phantom
Vor hundert Jahren kam mit dem Rolls-Royce Phantom schlicht das beste Auto der Welt auf den Markt. Kein Fahrzeug verkörpert mehr Exklusivität als die Phantom-Reihe. Sie gilt als Krönung des Automobilbaus – eine Tradition, die sich seit acht Generationen fortsetzt.
Die Phantom-Reihe ist so etwas wie der Rolls-Royce unter den Rolls-Royce. Innerhalb des Unternehmens geniesst der Phantom seit nunmehr hundert Jahren einen royalen Status. Obwohl die Standards für Qualität, Technik und Design bei allen Rolls-Royce Automobilen hoch sind, war der Phantom schon immer das beeindruckendste Automobil seiner Zeit. Die meisten Rolls-Royce Phantom gibt es immer noch und sind mitunter selbst ein Kulturerbe.
Seit 100 Jahren nimmt der Name Phantom eine einzigartige Position in der Produktfamilie von Rolls-Royce ein. Vom ursprünglichen New Phantom von Henry Royce bis zum heutigen Phantom VIII ist der Phantom immer derselbe geblieben – der Gipfel des Luxus und der automobilen Exzellenz. Chris Brownridge, Vorstandsvorsitzender, Rolls-Royce Motor Cars: "Vor hundert Jahren brachte Rolls-Royce das erste Automobil auf den Markt, das zum eindrucksvollsten und langlebigsten seiner Geschichte werden sollte: Phantom. Über acht Generationen hinweg war der Phantom das prächtigste, begehrenswerteste Automobil der Welt zu sein – das Allerbeste vom Besten.”
Phantom I
Angefangen hat alles mit dem Rolls-Royce 40/50 H.P. Silver Ghost, der 1906 auf den Markt kam und den Ruf genoss als das beste Auto der Welt. 1921 erkannte Royce, dass das Design des Silver Ghost einen Punkt erreicht hatte, an dem keine weiteren Entwicklungen mehr möglich waren. Er begann daher mit der Arbeit an einem Nachfolger.
Obwohl es keine dokumentarischen Belege gibt, stammt der Name Phantom wohl von Claude Johnson, dem damaligen kaufmännischen Geschäftsführer von Rolls-Royce. Er wusste, dass die Benennung der Produkte als Verkaufsinstrument dienen könnte. Mit Namen wie Phantom, Wraith und Ghost verstand es Johnson, die übernatürliche Anmut der Produkte zu vermitteln. 1925 kam der Rolls-Royce 40/50 H.P. Phantom I, auf den Markt, der eine Geschwindigkeit von 145 km/h erreichen konnte. In Grossbritannien wurden bis 1929 exakt 2’269 Exemplare gefertigt. In den USA entstanden 1’243 Stück zwischen 1926 und 1931.
Phantom II
Der Rolls-Royce Phantom II war der letzte der grossen Sechszylinderwagen, deren Entwicklung von der ersten Entwurfs-Skizze bis zur Fertigstellung komplett unter der Kontrolle von F. Henry Royce stand. Er selbst fand den Phantom II zu gross und wies sein Team an, eine kompaktere, sportliche Variante des Phantom II zu entwickeln, mit der er gerne durch Frankreich zu seinem Winterwohnsitz in Le Canadel an der Côte d'Azur fahren könne. Wie sich herausstellte, gab es tatsächlich eine grosse Nachfrage nach einem solchen Auto wie dem Phantom II Continental. Insgesamt entstanden 1681 Fahrgestelle in der Fabrik in Derby; davon waren 281 Stück Phantom II Continental.
Phantom III
1933 starb Henry Royce. Doch sein Geist lebt weiter. Der nächste Phantom hatte einen V12-Motor an Bord, der für mehr Laufruhe, Flexibilität, Geräuscharmut und Beschleunigung sorgte. Am wichtigsten war jedoch, dass er die von den Kunden geforderte höhere Leistung lieferte. Nicht nur die Passagiere profitierten davon. Wie in der Werbung betont, hat der Phantom III auch das Leben von Fahrern und Chauffeuren entspannter gemacht. Der Phantom III wurde berühmt im James-Bond-Film Goldfinger als Fahrzeug von Auric Goldfinger und dessen Leibwächter Oddjob. Bis 1939 wurden 727 Fahrgestelle vom Phantom III gefertigt, bevor Rolls-Royce kriegsbedingt die gesamte Automobilproduktion einstellen musste.
Phantom IV
Nach dem Krieg kam die Produktion nur schleppend voran. Nichtsdestotrotz: Der Rolls-Royce Phantom IV war der exklusivste Pkw, den Rolls-Royce jemals fertigte. Nur 18 Exemplare wurden in den Jahren 1950 bis 1956 gefertigt – ausschliesslich für gekrönte Häupter und Präsidenten. 16 sind bis heute erhalten. Der erste Phantom IV, der mit der Krönung der Prinzessin Elisabeth zur Königin 1952 zur offiziellen Staatskarosse wurde, steht immer noch in der königlichen Garage und wird gelegentlich genutzt, um Mitglieder der königlichen Familie zum königlichen Pferderennen nach Ascot zu bringen. Weitere Kunden waren die Schwester von Elisabeth II., Prinzessin Margaret, Countess of Snowdon, der Schah von Persien und der frühere spanische Diktator General Franco.
Phantom V
1959 wurde mit der Einführung des Phantom V wieder eine breitere Kundschaft angesprochen. Natürlich erhielt auch das Königshaus zwei Fahrzeuge, bekannt als Canberra I und Canberra II, mit transparenten Plexiglas-Kuppeln über den hinteren Abteilen. Nach 13 Jahren und 832 Exemplaren endete diese Phantom-Reihe. Der berühmteste Rolls-Royce Phantom war derjenige von John Lennon. Ab Werk in weisser Aussenfarbe ausgeliefert, liess er ihn von einem Künstler mit einer psychedelischen Sonderlackierung versehen. Heute gehört dieses Auto zu den berühmtesten der Popkultur.
Phantom VI
Wie bei allen seinen Vorgängern wurde auch bei der neuen Version der Komfort in den Vordergrund gestellt; mit separaten Klimaanlagen für den vorderen und hinteren Fahrgastraum. Die meisten der 374 Exemplare waren Limousinen mit Karosserien von den nun hauseigenen Firmen Mulliner Park Ward Ltd. und James Young Ltd.: Der letzte Phantom VI, ein Landaulette, wurde 1993 an den Sultan von Brunei ausgeliefert. Der Phantom VI war das letzte Modell, das Rolls-Royce als Karosserie auf Chassis-Basis produzierte.
Phantom VII
Zehn Jahre wurde keine Phantom-Reihe mehr gebaut. Erst unter der Ägide von BMW entstand eine neue Phantom-Reihe. Für die siebte Generation wurde auch der legendäre Rolls-Royce-Designer John Blatchley konsultiert, um charakteristische Elemente von früheren Generationen zu übernehmen. Dazu gehörten der lange Radstand mit weit vorne liegenden Vorderrädern, die lange Motorhaube und die ansteigende Biegung der Türkante.
Ian Cameron, der erste Design Director von Rolls-Royce Motor Cars in der Ära von Goodwood, stellte ein spezielles Team zusammen, um das Innendesign für das mit Spannung erwartete neue Modell zu entwerfen. Im Gegensatz zu allen vorherigen Phantoms wurde er vollständig im eigenen Haus von Rolls-Royce Motor Cars gebaut. In einem Punkt blieb er seinem Erbe treu: Jedes Auto wurde von einem Team erfahrener Handwerker von Hand gefertigt. Rund 7’000 Phantoms entstanden in der rund 13-jährigen Bauzeit.
Phantom VIII
Perfektion ist ein bewegliches Ziel – so wird ein Phantom nie fertig. Im Jahr 2017 stellte Rolls-Royce den Phantom VIII vor. Es war der erste Rolls-Royce, der auf der „Architecture of Luxury“ basierte, die als Grundlage für alle zukünftigen in Goodwood produzierten Automobile dienen sollte. Der Phantom VIII wurde speziell für massgeschneiderte Aufträge konzipiert. So entstanden Sondereditionen wie der Phantom Syntopia, Phantom Oribe, Phantom Koa und Phantom „Inspired by Cinque Terre“ enthalten alle Merkmale, Materialien und technische Innovationen, die es noch nie zuvor in einem Rolls-Royce oder einem anderen Auto gab. Jedes ist eine einzigartige, einmalige Kreation. Ebenso der Goldfinger, der im Oktober 2024 vorgestellt und inzwischen an einen Sammler aus Grossbritannien ausgeliefert wurde. Er wurde anlässlich der 60-jährigen Premiere des Films James Bond 007 – Goldfinger aufgelegt und soll an den in dem Film verwendeten Rolls-Royce Phantom III aus dem Jahr 1937 erinnern. Deshalb ist das Sondermodell in Gelb und Schwarz lackiert.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Rolls-Royce