Goodtimer der Woche

Alfa Romeo 1600 GT Junior – Italo Ikone

Während junge Männer heute auf E-Scooter hocken, fuhren ihre Grossväter in ihrem Alter Autos wie den Alfa Romeo Giulia GT. Er war laut, schnell und bezahlbar. Das viersitzige Coupé bot genug Platz für Amore und danach für eins bis zwei Kinder. Dieser Alfa Romeo 1600 GT Junior ist eine wahre Zeitmaschine in zeitlosem Design.

Veröffentlicht am 01.04.2025

Früher war nicht alles besser: Die 70er Jahren gelten als bleierne Zeit. Und damit ist nicht der Treibstoff gemeint. Schuld daran war ein Alfa Romeo 2000 GT, den Ulrike Meinhof am 14. Mai 1970 vor der Bibliothek einer Berliner Strafanstalt geparkt hat. Durch das offene Fenster flüchtete Bandenchef Andreas Baader aus der Haftanstalt und brauste mit dem Alfa auf und davon.

Es gilt als der Auftakt der blutigen Terrorserie der Roten Armee Fraktion. Die Blutspur zog sich mit der Brigate Rosse auch durch Italien. 1975 wurde der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini in seinem Alfa Romeo Giulia 2000 GT ermordet. Die Bilder gingen um die Welt. 

Rostanfällige Karosserie

Der Alltag der meisten Alfa Romeo Giulia GT’s verlief wesentlich unspektakulärer. Und gepflegter – sonst hätten sie die letzten fünf Jahrzehnte nicht überstanden. Die zwar atemberaubend schöne Karosserie von Bertone war leider auch sehr rostanfällig. Nur die gut konservierten Exemplare der rund 225’000 gebauten GT’s haben überlebt. Dazu gehört auch dieser Alfa Romeo 1600 GT Junior mit Jahrgang 1973, der umfangreich restauriert wurde.

Dritte Generation

Dieses Coupé gehört zur dritten Giulia GT-Generation und löste den 1750 GTV Veloce ab. Technisch entspricht der GT Junior 1.6 dem von 1966 bis 1968 gefertigten 1600 GT Veloce.

Im Gegensatz zu den beiden ersten 1600-Varianten ist der GT Junior 1.6 kein “Kantenhauber” mehr. 

Was das “Junior” in der Bezeichnung bedeutet, weiss wohl nicht mal Alfa Romeo selbst. Scheinbar wahllos versahen die Italiener die Giulias mit der Bezeichnung Sprint, Junior, Veloce oder GTV. 

Einzigartig, schön und selten ist die Lackierung in “Burgundy”, besonders in Kombination mit dem zweifarbigen Interieur. Das Cockpit ist schlicht umwerfend, auch wenn es hier und da kleine Gebrauchsspuren hat – Patina eben. 

Bei diesem Auto wurde die Mechanik überarbeitet, die Motoren- und Abgaswerte überprüft, das Kühlsystem neu befüllt, das Getriebe und die Kupplung getestet sowie die elektrische Anlage vollständig auf Funktion überarbeitet.

Vorder- und Hinterachse wurden ausgemessen und für die kommenden 6 Jahre eingestellt und geprüft. Die Bremsen wurden 2021 im Zuge der neuen Veteranenprüfung erneuert.

Tipp von Goodtimer.ch

“Das GT Coupé gehört heute zu den sammelwertesten Klassikern in der Preisklasse von CHF 40'000 bis CHF 80'000. Je nach Zustand und Restaurationsqualität gibt es eine solide Auswahl an Exemplaren, und es hat für jeden Anspruch etwas auf dem Markt.”

Dieser Alfa kann am Samstag, dem 5. April, an der Goodtimer-Frühlingsauktion 2025 gefahren werden.

Text: Jürg Zentner 

Bilder: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)

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