

Bugatti trifft Wendy
Mit dem Brouillard startet Bugatti das neue „Solitaire“-Programm. Einzelstück statt Kleinserie, 1600 PS, und Pferde-Ästhetik. Einfach ein «Brudi» mit sehr speziellem Geschmack.
Bugatti macht ernst mit der Exklusivität. Wer glaubt, ein schicker Chiron oder ein mysteriöser Mistral sei bereits das Ende der Fahnenstange, kennt das neue Solitaire-Programm noch nicht. Dessen Konzept: kein Konfigurator, keine Serie, kein zweites Exemplar. Hier entsteht nur noch eins. Punkt.
Erster Vertreter dieser neuen Linie: der Bugatti Brouillard. Ein Einzelstück auf Basis des Mistral, aber mit festem Dach und eigenem Designansatz. Benannt ist das Auto nach Brouillard, dem Lieblingspferd von Firmengründer Ettore Bugatti. (Unsere Rössli-Recherche war begrenzt, doch es gab offenbar einen Brouillard I, II, etc.) Und ja – das Pferde-Thema wird wörtlich genommen: Gewebte Stoffe mit Pferdemotiven, gestickte Silhouetten an den Türen, ein Schalthebel in Form eines stilisierten Pferdekopfs. Alles massgefertigt, alles auf den künftigen Besitzer zugeschnitten.
So verspielt das klingt – der Brouillard bleibt ein ernstzunehmendes Stück Technik. Der bekannte W16-Motor mit vier Turboladern liefert wie gehabt 1.600 PS. Laut Bugatti ist es das letzte Modell, das diesen Antrieb bekommt. Danach endet die Ära der reinen Verbrenner in Molsheim.
Optisch nähert sich der Brouillard stark dem Mistral an, bringt aber neue Details ins Spiel: ein feststehender Entenbürzel für aerodynamische Stabilität, zwei Luftkanäle hinter dem Cockpit – inspiriert vom Veyron – und grün getöntes Sichtcarbon für den „warum nicht?“-Effekt. Dazu ein Glasdach, das das Coupé mit Licht flutet. Die Karosserie ist eine Mischung aus klassischem Bugatti-Flair und sehr spezifischem Sammlerwunsch.
Solitaire: Einzelspielermodus aktiviert
Der Name des Programms ist mehr als ein hübsches Etikett. „Solitaire“ steht nicht nur für das Windows-95-Kartenspiel, sondern beschreibt ziemlich genau die Haltung dahinter: allein spielen, ohne Mitbewerber, ohne Duplikate. Wer Teil des Programms sein will, braucht nicht nur ein paar Dutzend Millionen, sondern vor allem Zugang. Nur ein Fahrzeug pro Jahr soll entstehen – das Auswahlverfahren läuft diskret, Gespräche wohl nur in sehr abgedunkelten Räumen.
Der Brouillard wurde im Auftrag der Perridon Collection gefertigt – ein Sammler mit Hang zum Unwiederholbaren. Damit ist klar: Das Auto ist nicht nur ein technisches Unikat, sondern auch ein persönliches Objekt. Nichts daran soll reproduzierbar werden.
Und was kostet so ein Einzelstück? Offiziell: kein Kommentar. Inoffiziell: Zahlen jenseits der 26 Millionen Euro – woher auch immer die stammen. Doch wer auf diesem Level spielt, vergleicht keine Preise. Sondern Geschichten.
Mit dem Brouillard beginnt bei Bugatti eine neue Phase: weg vom Statussymbol, hin zum Sammlerstück. Keine Stückzahl, kein Showcar, kein Marketing-Feuerwerk. Stattdessen: Massanfertigung für Menschen, die sich von der Serienproduktion längst verabschiedet haben.
Ob der Rössli-Bugatti je die Strasse sieht? Fraglich. Aber darum geht es nicht. Das hier ist kein Auto, das man fahren muss. Sondern eines, das man besitzen will. Für die eigene Sammlung. Für den Moment.
Text: GAT
Bilder: Bugatti