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Der Mann fürs Grobe (und Feine)

Vom Werkstor an die Spitze: Antonio Filosa übernimmt das Steuer bei Stellantis – und bringt Erfahrung, Klartext und Jeep-DNA mit. Ein Mann für harte Zeiten und heikle Marken.

Veröffentlicht am 28.05.2025

25 Jahre im Getriebe – jetzt ans Steuer: Antonio Filosa wird neuer CEO von Stellantis. Ein Konzern mit 14 Marken, rund 300.000 Mitarbeitenden und einem Elektroplan, der irgendwo zwischen Umbruch und Dauerbaustelle pendelt. Filosa übernimmt den Laden ab dem 23. Juni – und damit nicht gerade den einfachsten Job in der Industrie. Die Entscheidung des Boards fiel laut Pressebericht einstimmig. Kein Wunder: Filosa ist ein echter Stellantis-Eigengewächs, der sich vom Werkstor bis zum Vorstandsbüro durchgearbeitet hat – mit Zwischenstationen bei Jeep, FIAT, Peugeot und Citroen. Wer will, kann ihn als Manager alter Schule lesen: anpackend, markennah, mit gutem Draht zu Händlern, Gewerkschaften und sogar dem amerikanischen Markt – kein Selbstläufer in Turin.

Der Aufräumer mit Jeep-DNA

Als Chef von Jeep in Brasilien brachte er nicht nur den Compass auf die Strasse, sondern gleich eine ganze Marke auf Kurs. Auch das Werk in Pernambuco – heute ein Schlüsselstandort in Südamerika – trägt seinen Stempel. Später dann in Nordamerika: Bestände runter, Kommunikation rauf, neue Modelle rein. Wer glaubt, Filosa sei ein grauer Verwalter, sollte sich mit seinen Reformen der letzten sechs Monate befassen. Oder sich erklären lassen, wie man bei Stellantis heute überhaupt noch den Überblick behält.
John Elkann, Executive Chairman und Strippenzieher des Hauses Agnelli, lobt den neuen CEO natürlich über den Klee als «brillant, verbindlich, erfahren». Filosa bringe zudem ein «tiefes Verständnis für das Unternehmen, seine Menschen – und die Branche im Wandel» mit. Klingt diplomatisch. Heisst übersetzt: Wenn’s jemand schafft, diese Industrie zwischen Batterieknappheit, Plattformstrategie und Eitelkeitsgerangel auf Kurs zu halten, dann (vielleicht) er.

Und jetzt?

Der Druck ist hoch, die Lage komplex. Stellantis braucht in den USA mehr Relevanz, in Europa mehr Flexibilität – und global eine Erzählung, die über reine Kostenkontrolle hinausgeht. Filosa hat versprochen, am 23. Juni nicht nur das Steuer zu übernehmen, sondern auch ein neues Führungsteam vorzustellen. Man darf gespannt sein, ob er dabei auf interne Routiniers setzt – oder ein paar mutige Neuzugänge mitbringt.
Klar ist: Der neue CEO kommt nicht, um es sich auf seinem Sesselchen gemütlich zu machen. Und er weiss, wie sich ein Konzern fährt, wenn 14 Marken, 10 Sprachen und mindestens doppelt so viele Interessen unter einen Hut müssen. Man darf sich auf einen CEO freuen, der weder laut poltert noch leise verwaltet – sondern einfach macht.
 

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Text: GAT
Fotos: Stellantis

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