Lada Niva & Suzuki Jimny: Occasion-Check
Geländehardcore en miniatur: Suzuki Jimny und Lada Niva im Occasionenratgeber. Sie sind heiss begehrt, aber sind sie auch gut? Worauf man bei Kauf und Wartung achten muss.
Der Suzuki Jimny findet auch dort noch einen Weg, wo andere längst parkieren müssen. Kurze Überhänge vorne und hinten ermöglichen dem Jimny Böschungswinkel bis zu 42 Grad. Mit zuschaltbarem 4x4-Antrieb, Geländeübersetzung, Leiterrahmen sowie starren Achsen vorne und hinten wird er zum echten Offroadspezialisten, und der Kleine darf bis zu 1300 Kilogramm ziehen. Kein Wunder also ist er als Occasion so begehrt. Wir verschweigen die Nachteile nicht und erwähnen, dass sich Diesel- und Automatikversionen kaum finden. Wegen des kurzen Radstands ist man am Lenkrad stets am Korrigieren. Die Beschleunigung auf Tempo 100 in 12,9 Sekunden ist durchschnittlich und die Fahrgeräusche sind hoch.
Einwände MFK
Viele Jimny fahren geschunden zur obligatorischen Prüfung. Deshalb finden sich die Kreuze bei der MFK häufig auf der Negativseite. Ölleckagen am Antrieb, ausgeschlagene Achsschenkellager und Lenkgetriebe; darauf sollte man vor dem Kauf bei der Probefahrt achten. In den Werkstätten stehen häufig Radlager zum Ersatz an und die Kupplungen scheinen einem harten Einsatz auf Dauer ebenfalls nicht gewachsen zu sein. Den Turbodiesel gab es bis 2010. Seither kann man bloss noch Benziner als Neuwagen kaufen, was sich 2019 mit der neuen Generation nicht geändert hat. Der Motor ist etwas stärker und sauberer.
Den Vorgänger-Jimny (Bild) gab es noch als Diesel. Die Selbstzünder sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt aber kaum zu finden.
Tipp: Sich beim Suzuki-Händler für ein Ex-Demo-Modell bewerben, statt einen Gebrauchten überteuert zu bezahlen. Die Lieferzeiten für Neuwagen sind ins Jenseitige gewachsen. Schuld ist das CO2-Gesetz, das den Importeur daran hindert, neue Jimnys in grösseren Volumen einzuführen. Deshalb wird er offiziell nur noch als zweisitziges Nutzfahrzeug immatrikuliert. Ergo existiert ein grosses Angebot an Tageszulassungen – viele davon direkt importiert. Preisvorteile darf man sich kaum erhoffen, eher eine rasche Verfügbarkeit.
Occasion
Suzuki Jimny 1,3 Top MT:
Bj. 2018, 50'000 km, ab ca. 19'500 Franken
Suzuki Jimny 1,5 Top AT:
Bj. 2020, 20'000 km, ab ca. 31'700 Franken
Lada Niva
Der Lada Niva fuhr dem Autotrend 1977 um Jahrzehnte voraus und repräsentiert, was man heute als kompaktes SUV bezeichnet. Freilich wurde es nicht als Lifestyleprodukt lanciert, sondern als Nutztier. Zu Beginn hiess der Niva Shiguli VAZ 2121 und punktete mit kompakten Aussenmassen (L × B × H: 372 × 168 × 164 cm), 2,2 Meter Radstand, Allradantrieb mit Geländereduktion und manuell sperrbarem Zentraldifferenzial. Dieses Auto wäre modellgepflegt ab den 1990er-Jahren als Verkaufsschlager sicherlich gross rausgekommen.
Den Lada Niva plagen immer irgendwelche Kleinigkeiten. Aber nichts, was ihn irgendwie aufhalten würde.
Der aktuelle offiziell in die Schweiz importierte Lada Niva mit 1,7-Liter-Benzinmotor (OHC mit Aluzylinderkopf) erfüllt die Euro-6-Norm dank elektronischer Saugrohreinspritzung statt Fallstromvergaser und verfügt über ein Fünfgang-Getriebe, Servolenkung, Tagfahrlicht, und 1,4 Tonnen Anhängelast. Ansonsten ist alles so geblieben, wie es 1977 war. Problemlose Mechanik, aber chronisch irgendwelche Wehwehchen, trotz derer man weiterfahren kann. Verkaufspreis 1979: 13'950 Franken.
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Als Classic inklusive Drehzahlmesser und elektrischer Fensterheber 17'900 Franken – der letzte Neuwagenpreis 2018. Statt auf 175-SR-16-Reifen fährt man mit 185/70er-Pneus. Die bessere Ausstattung Urban kommt mit Leichtmetallfelgen ab 18'900 Franken. Die Topwerte abseits asphaltierter Wege blieben unangetastet. Heisst 58 Prozent Steigfähigkeit, 65 Zentimeter Wattiefe und 48 Grad Böschungswinkel.
Fünftüriger Niva kein Thema mehr
Der Importeur bot den Niva auch fünftürig und mit 4,22 Metern Länge an. Doch kaum jemand verlangte danach. Der Dreitürer hat einen sagenhaft engen Wendekreis. Und auf der Autobahn kann man sich eine Tempobusse nahe einer schwerwiegenden Verzeigung einhandeln. Die steilen Scheiben verlangen keine Klimaanlage. Ab 2016 bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine war Renault-Nissan Mehrheitsaktionär an Autovaz. Der Wertverlust hält sich in Grenzen, aber durchgängig alle Exemplare missfallen mit vielen Nachlässigkeiten sowie praktisch keiner Rostvorsorge.
Occasion
Lada Niva 1,7i Urban MT:
Bj. 2016, 90'000 km, 7100 Franken
Suzuki Jimny und Lada Niva sind so antipodisch wie die beiden im Vergleich zur aktuellen SUV-Gesellschaft und sind im Handel sehr teuer. Für den Suzuki spricht die bessere Verfügbarkeit, für den Niva, dass man die meisten Probleme in Eigenregie lösen kann. Das Avisieren von neueren Angeboten oder Tageszulassungen lohnt sich, da der Wertverlust absehbar gering bleibt.
Text: Jürg Wick
Fotos: Hersteller/Jürg Wick
Quelle Occasionspreise: Auto-i-Dat