

Wenn sich am Comer See Designfetisch und Geldbeutel treffen, entsteht nicht selten Kunst. Oder zumindest: Auktion. Die Premiere von Broad Arrow beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este war beides – grosse Bühne für grosse Namen. Und grosse Summen für sehr kleine Dinge. Ganz vorn: ein betagter Ferrari mit der Aura einer Espresso-getränkten Legende. 7,54 Millionen Euro brachte der 1948er Ferrari 166 Spyder Corsa. Das ist nicht nur ein Rekord, sondern auch ein Statement. Denn dieses Auto ist: alt, laut, italienisch – und hat keine Airbags. Aber immerhin Mille Miglia und Targa Florio gesehen. Da darf man schon mal die Villa verpfänden.
Doch nicht nur der Ferrari sorgte für heisere Bieter-Telefone: Ein 2003er Honda NSX-R, in „Championship White“, ging für stolze 934.375 Euro weg – Rekord für einen NSX. Ein Auto, das damals kaum jemand haben wollte und heute als puristische Perfektion gilt. Moral der Geschichte: Wer Geduld hat, wird irgendwann teuer.
Auch sonst wurde ordentlich Geld bewegt. Ein BMW M1 Procar-Klon für über 600.000 Euro, ein Siata 208S für 1,75 Millionen – das meiste davon schöner als schnell, und alles von Sammlern, die ihre Autos eher klimatisiert lagern als fahren. Die Stimmung: heiter-hysterisch. Die Gebote: global. Die Location: traumhaft. Die Ironie: naheliegend.
Eine werte Anlage
Denn während draussen die EU über E-Fuels diskutiert und der Rest der Welt auf Elektro umstellt, feiert man hier Vorkriegskurven und 12-Zylinder-Romantik wie ein letztes Abendmahl auf Rädern. Der Ferrari 166 ist dafür Symbol und Mahnmal zugleich: gebaut für eine Zeit, als Fahrer noch Helme aus Leder brauchten – Entschuldigung – trugen.
So bleibt die Broad-Arrow-Auktion vor allem eines: ein sehr stilvoller Beweis, dass automobile Leidenschaft auch 2025 noch mehr kann als Reichweite, Assistenzsysteme und „Subscription Services“. Sie kann Menschen dazu bringen, Millionen für rostfreien Mythos auszugeben. Und ehrlich: schöner wird’s nicht mehr. Nur teurer.
Text: GAT
Fotos: Broad Arrow