Monteverdi gab dem Range Rover vier Türen

Erst zehn Jahre nach seiner Lancierung wurde der Range Rover 1980 endlich viertürig. Die Initiative kam aus der Schweiz. Die Klassik-Spezialisten bei Emil Frey haben einen seltenen Range Rover Monteverdi aus prominentem Vorbesitz restauriert. Wir waren 2018 die ersten, die ihn fahren durften.

Veröffentlicht am 15.05.2020

Die Idee für einen viertürigen Range Rover hatten die Briten 1972 zwar bereits selber, das Projekt kam jedoch über das Prototypenstadium nie hinaus. Es gab allenfalls einzelne von Kleinserienherstellern angefertigte Viertürer.

Auf dem Genfer Salon 1980 präsentierte der Schweizer Autobauer Peter Monteverdi (1934 – 1998) den Prototyp, dessen Existenz nicht zuletzt auch der Initiative von Importeur Emil Frey zu verdanken ist. Safenwil sorgte für den Kontakt ins Werk und steuerte einige Komponenten bei wie etwa die Türgriffe des Austin Allegro.

Je nach Quelle lieferte Solihull bis 1982 zwischen 129 und 167 weisse Zweitürer inklusive zweier zusätzlicher Vordertüren zu Fissore nach Savigliano, wo der Umbau stattfand. Während der zweitürige Range Rover 1980 für 38'500 Franken zu haben war, kostete der Monteverdi-Viertürer happige 57'900 Franken – allerdings inklusive Metallic-Lackierung, Skai-Kunstledersitzen, Klimaanlage, erweiterter Teppichausstattung und «Monteverdi-Design»-Logos.

Range Rover entschied aber bald, das Auto selber zu produzieren. Da Monteverdis Konstruktion weitgehend übernommen wurde, mussten die Briten Lizenzgebühren nach Binningen überweisen. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen britischem und Schweizer Viertürer ist die hintere Türfuge. Bei Monteverdi verlief sie leicht diagonal um den Radhauskragen herum, während die englischen Ingenieure eine Lösung wählten, die senkrecht auf das Radhaus zielt. Der Monteverdi hat zudem tiefer montierte Türgriffe mit separatem Schloss. 

Der Werks-Viertürer war ab Herbst 1981 in der Schweiz für 43'500 Franken erhältlich, das waren 3600 Franken mehr als der Zweitürer, aber 14'400 Franken weniger als der Monteverdi.

Ozzy Osbourne sass immer hinten

Das Exemplar, welches Emil Frey Classics unter Leitung von Simon Bundi nun wiederhergestellt hat, war von Black-Sabbath-Gründungsmitglied Tony Iommi in der Farbe Zypressengrün von BMW bestellt worden. Es ist eines der zuletzt gebauten Exemplare und als Rechtslenker ausgeführt. Iommi baute eine aufwendige Stereoanlage mit Equalizer und viele übers ganze Interieur verteilte Lautsprecher ein. Leadsänger Ozzy Osbourne war wohl öfters Gast auf der Rücksitzbank ... 

Als Iommi 1987 in Birmingham bei Kioskbesitzer David Cornbill vorfuhr, um seine Sonntagszeitung zu kaufen, kam es zu Verkaufsgesprächen. Mit Erfolg: Cornbill fuhr den Monteverdi danach für viele Jahre. Später übernahmen ihn seine Kinder, restaurierten den Wagen und verpassten ihm die etwas gewöhnungsbedürftige elfenbeinbraune Farbe.

Schliesslich gelangte das rare Stück 2017 zu Emil Frey Classics. Die Safenwiler mussten technisch wenig machen, das Auto befand sich in ausgezeichnetem Zustand. Die Arbeiten beschränkten sich auf die Rückführung in den Auslieferungszustand, was unter anderem eine Neulackierung bedeutete.

Rollender Hochsitz mit unübertrefflicher Rundumsicht

Wir durften den Range kurz nach dessen Fertigstellung im Sommer 2018 fahren. Und ja, wer einen originalen Range Rover der Ur-Serie fährt, die ab 1970 im britischen Solihull vom Band lief, erlebt durchaus gemischte Gefühle. Er wird begeistert sein vom sehr guten Fahrkomfort und dem kraftvoll und bullig klingenden Buick-V8. Allerdings ist der Auftritt recht nüchtern. Es waren anfangs keine Metallicfarben bestellbar. Der Innenraum verströmte mit seinem schwarzen Hartplastik ohne Holzapplikationen wenig Salon-Atmosphäre – und wie gesagt: Es gab für die Fondpassagiere keine eigenen Türen.

Doch auch der Monteverdi-Range ist nicht unbedingt ein Luxusdampfer. Selbst nach damaligen Massstäben wirkt das graue Hartplasik-Cockpit, das von Monteverdi unverändert übernommen wurde, eher zweckmässig als edel., und ein ergonomisches Wunder ist es auch nicht. Die vier Zusatzinstrumente sind tief in der Mittelkonsole versteckt. Dazwischen sitzt die Klimaanlage. Elektrische Fensterheber sind Fehlanzeige, und die Sitze zwar sehr komfortabel, bieten aber wenig Seitenhalt.

Richtige Begeisterung löst hingegen der Ausblick vom Hochsitz durch die riesigen Scheiben aus. Parkpiepser sind überflüssig, denn die Übersichtlichkeit ist nach allen Seiten unübertrefflich. Diese Höhenlage erschwert jedoch den Fond-Zugang. Der ist zwar viel besser als beim Zweitürer, aber man muss weit hinaufklettern und die Füsse durch den kleinen Ausschnitt zwischen B-Säule und Radhaus hindurchzwängen. Ist das geschafft, sitzt es sich königlich. Bein- und Kopfraum waren schon immer mehr als üppig, Monteverdi musste den Radstand also nicht verändern.

Ein Kuriosum: Der Vorklappmechanismus der Vordersitze ist immer noch vorhanden. Der Buick-V8 mit 3,5 Liter Hubraum überzeugt einmal mehr mit tollem Klang und bulligem, schon im Drehzahlkeller – einen Tourenzähler gibt es nicht – zur Verfügung stehenden Drehmoment. So werden bullige 250 Newtonmeter über ein leicht schaltbares Viergang-Getriebe mit Geländeuntersetzung permanent an alle vier Räder abgegeben.

Im Alltag erstaunlich handlich

Alles ist sehr robust; der Kastenrahmen und die vorderen und hinteren Starrachsen, welche durch ein Zentraldifferenzial verbunden sind. Dazu gibt es Scheibenbremsen rundum und eine Bodenfreiheit von 19 Zentimetern. Weder unbefestigtes Gelände, durchnässte Pferdekoppeln, verschneite Bergpfade noch kleinere Flussläufe bilden ein Hindernis für den Fünftürer. Der Fahrer folgt mit der leichtgängigen Servolenkung einfach den beiden Peilkanten auf der Motorhaube.

Der 4,47 Meter lange und nur 1,78 Meter schmale Geländewagen wirkt trotz seiner 1,8 Tonnen Leergewicht ausgesprochen handlich. Gleichzeitig bietet er im Vergleich zu anderen Offroadern jener Epoche beachtliche Fahrleistungen und geradezu limousinenartigen Strassenkomfort. Eine Beschleunigung auf 100 km/h in 16,6 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h hören sich zwar nicht spektakulär an. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Konstruktion ein halbes Jahrhundert alt ist. So relativiert sich auch der Verbrauch von rund 20 Litern auf 100 Kilometern. Er galt seinerzeit als akzeptabel. Dem Monteverdi sieht man weder den eklatanten Mehrpreis noch seine Seltenheit gegenüber dem «normalen» Range Rover an. Er ist vielmehr eine Art «Schweizer Understatement».

Text: Stefan Fritschi
Fotos: Emil Frey Classics (4), Vesa Eskola (25), Stefan Frischi (3)

 

 

 

Range Rover Monteverdi

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