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Rasen lohnt sich (wirklich) nicht

Das schien zu schön, um wahr zu sein: Würde sportliches Fahren gut für die Batterien sein? Diese Studie zur Lebensdauer von Batterien wurde weitgehend falsch interpretiert. AVILOO beweist, dass das nicht zutrifft.

Veröffentlicht am 11.08.2025

Was haben wir uns gefreut, als eine im Dezember 2024 in Nature Energy veröffentlichte Studie mit dem Titel „Dynamic Cycling Enhances Battery Lifetime“ für Aufsehen sorgte. Wir dachten uns aber schon, dass da etwas nicht stimmen kann. Die Interpretation, sportliches oder dynamisches Fahren könne die Lebensdauer von E-Auto-Batterien verlängern, verbreitete sich jedoch schnell. Mehrere Medien griffen die Studie auf – und leiteten daraus ab, dass ein zügiger Fahrstil möglicherweise sogar gut für die Batterie sei. Fachlich ist diese Lesart allerdings nicht haltbar. Die tatsächliche Aussage der Studie liegt auf einer ganz anderen Ebene – und betrifft nicht das Fahrverhalten im Alltag, sondern die Aussagekraft von Labortests.

Was verglichen wurde

Die Forscher verglichen zwei unterschiedliche Belastungsprofile: zum einen sogenannte Konstantstrom-Zyklen, wie sie klassisch in Labors eingesetzt werden, und zum anderen dynamische Lade- und Entladeprofile, die näher an der Realität liegen. Die Kernaussage: Tests mit konstantem Strom überschätzen die Alterung von Batterien, da sie die dynamischen Stromverläufe des echten Fahrbetriebs nicht abbilden. Die Studie liefert damit einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung von Testmethoden – lässt aber keinerlei Rückschlüsse auf das Fahrverhalten zu.

Der Gegenbeweis

AVILOO, seines Zeichens Weltmarktführer in der Batteriediagnostik für E-Autos und Plug-in-Hybridfahrzeuge, hat diesen Punkt mit Daten aus der Praxis abgeglichen und eine gross angelegte Feldstudie durchgeführt. Dabei wurden 402 Fahrzeuge mit identischer Marke und gleichem Batterietyp über längere Zeit beobachtet, um Zusammenhänge zwischen Fahrstil und Batteriealterung zu analysieren. Das Ergebnis zeigt ein klares Bild: Fahrzeuge mit moderatem, gleichmässigem Fahrstil verbrauchten im Schnitt zwischen 16 und 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. In Fahrzeugen, die mit deutlich sportlicherem Fahrverhalten bewegt wurden, lag der Verbrauch bei rund 30 Kilowattstunden – nahezu doppelt so hoch. Auch das Fahrzeugsegment spielte eine Rolle: Bei SUV-Modellen wurde ein zusätzlicher Mehrverbrauch von bis zu neun Kilowattstunden pro 100 Kilometer festgestellt.
Ein höherer Energieverbrauch bedeutet mehr Ladezyklen. Und je mehr Ladezyklen eine Batterie durchläuft, desto schneller altert sie. Auf 100.000 Kilometer gerechnet kann sich bei effizientem Fahrstil ein Unterschied ergeben, der in der Praxis einem um rund zehn Prozent verlängerten Lebenszyklus entspricht. Anders gesagt: Wer moderat fährt, reduziert die Belastung der Batterie deutlich.

Die Behauptung, sportliches Fahren schütze die Batterie, hält einer sachlichen Überprüfung nicht stand. In der Studie ging es nie um Fahrverhalten, sondern ausschliesslich um Laborszenarien. Dennoch wurden aus dem Begriff „dynamische Zyklen“ voreilig Rückschlüsse auf dynamisches Fahren gezogen – eine Fehlinterpretation mit weitreichender Wirkung. In der Realität führen aggressive Beschleunigungsphasen, starkes Rekuperieren und häufiger Stromabruf zu einem höheren thermischen und elektrischen Stress – und damit zu einer schnelleren Zellalterung.

Sei lieb zu Deiner Batterie

Aus Sicht von AVILOO lässt sich die Lebensdauer einer Traktionsbatterie durch einige bewährte Verhaltensweisen nachhaltig verlängern: Ein gleichmässiger, vorausschauender Fahrstil reduziert nicht nur den Verbrauch, sondern auch die Anzahl der Ladezyklen. Vorkonditionierung sollte ausschliesslich im angesteckten Zustand erfolgen, da so keine zusätzliche Belastung aus dem Akku gezogen wird. Zudem sollten dauerhaft hohe Ladezustände vermieden werden – insbesondere bei längeren Standzeiten. Schnellladen empfiehlt sich nur bei Bedarf, und beim Parken sollte möglichst auf extreme Temperaturen verzichtet werden, um die chemische Stabilität der Zellen zu schonen.
Unterm Strich zeigt sich: Die mediale Euphorie rund um die Studie war verfrüht. Sie liefert wichtige Impulse für die Batterieprüfung im Labor – aber keinen Freifahrtschein für sportliches Fahren. Höherer Energieverbrauch führt unweigerlich zu höherem Verschleiss. Das lässt sich weder weglächeln noch weginterpretieren. Batterien brauchen Effizienz – nicht Emotion.

 

Text: GAT
Bilder: Rimac, Porsche, Lucid 

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