Der neue Subaru Forester – Holderadio
Der Name sagt eigentlich schon alles: Forester. Der japanische Förster ist ein richtiger Naturbursche, ein harter Kerl, der anpacken kann. Das machte er schon früher. Und kann es auch in der sechsten Generation noch.
Praktisch ist das Gegenteil von elegant. Ein Subaru Forester kauft man nicht zufällig. Man will ihn, weil man einen Allradantrieb braucht. Und ein Auto, das einstecken kann und liefern muss. Früher war dies ein Alleinstellungsmerkmal des Subaru Forester. Seit Dacia aber mit dem Duster eine günstige und vierradangetriebene Alternative anbietet, ist auch die Nachfrage nach dem Subaru Forester gesunken.
Work Utility Vehicle
Der Subaru Forester ist wie ein fester Händedruck, ein Auto, mit dem man ein Sixpack trinken kann, statt sich eines zu trainieren. Obwohl der Subaru offiziell ein SUV ist, mutet das fast als Beleidigung an. Erstens, weil der Forester weniger ein Sport Utility Vehicle ist als vielmehr ein Work Utility Vehicle – ein WUV.
Besonders in der alpinen Schweiz, wo die Strassen gerne mal zu Schotterpisten werden, ist der Forester sehr begehrt. Nicht nur bei Jägern und Förster, sondern auch bei Bauern, Tierärzten, Bauunternehmen, Geologen, kurz alle, die beruflich in die Natur müssen. Natürlich gibt es auch junge Leute, die einen treuen und robusten Partner für ihren Outdoor-Sport brauchen. Aber dafür gibt es nicht nur coolere, sondern auch günstigere Alternativen. Auch wenn Subarus oft als Bauernporsche belächelt wurden: Billig waren sie nie. Auch den neuen Subaru Forester gibt es erst ab 40’950 Franken.
Mehr Kunststoff bitte
Als der Subaru Forester 1997 auf den Markt kam, war er noch ein braver Kombi. In der sechsten Generation sieht er ganz anders aus – ein richtiger Kerl. Vorne markante LED-Scheinwerfer, seitlich breite Offroad-Kotflügel und hinten ein robuster Kunststoff-Unterfahrschutz. Subaru hätte ruhig noch mehr Kunststoff verbauen können, denn der Forester bettelt förmlich nach: „Mach mich dreckig!“
Mit 22 Zentimetern Bodenfreiheit und Allradantrieb macht der neue Forester Dinge möglich, bei denen andere SUVs schon längst nach dem nächsten Supermarktparkplatz rufen.
Innen bleibt der Forester bodenständig mit analogen Zeigern und einem aufgeräumten Cockpit. Der fast 12 Zoll grosse Touchscreen ist zwar modern, aber nicht übertrieben. Das klassische Automatikgetriebe mit Knüppel gibt einem das Gefühl, noch etwas Echtes in der Hand zu haben.
Der E-Boxer
Bevor wir den Forester durchs Gelände jagen, ein Blick unter die Haube: Ja, der Motor hat weniger PS als sein Vorgänger – ein Downgrade von 150 PS auf 136 PS. Aber keine Panik, der Benzinmotor wird von einem 17 PS starken Elektromotor unterstützt. Dieser hilft nicht nur den CO2-Ausstoss zu drücken, sondern sorgt auch bei niedrigen Geschwindigkeiten im Gelände für lineare Gasannahme.
Smarte Technik, die dich im Blick behält
Was Subaru richtig drauf hat, ist die Sicherheit. Das Eyesight-Assistenzsystem wurde weiter verbessert. Vier Kameras, ein Frontradar und jede Menge Sensoren sorgen dafür, dass man in jeder Situation den Überblick behält – ob in der Stadt oder im Gelände. Sollte ein Fussgänger oder Radfahrer plötzlich vorbeihuschen, greifen die Assistenten rasch ein und sorgen dafür, dass nichts passiert.
Auf dem grossen Touchscreen kann man eine Vogelperspektive des Autos anzeigen lassen – praktisch, wenn's mal eng wird. Bei der Fahrerüberwachung wird nicht nur die Aufmerksamkeit analysiert. Bei einem gesundheitlichen Zwischenfall wird man erst durch Vibrationen im Lenkrad gewarnt, bevor das Fahrzeug mit einem selbständigen Bremsvorgang zum Stehen gebracht wird. Das gibt es zwar auch schon in den neuen Volvos – Subaru bringt es in den Outdoor-Bereich.
Über Stock und Stein
Ist der E-Boxer angeworfen und die ersten Meter zurückgelegt, fühlt man einen gewissen Drang (hohes Anfahrdrehmoment) vorwärts zu kommen. Er hat «Zupf» schon knapp über Leerlaufdrehzahl – Elektromotor sei Dank. Dass manchmal das Motorgeräusch nicht unbedingt mit der entsprechenden Geschwindigkeitszunahme korrespondiert, scheint am speziellen Charakter des stufenlosen Getriebes zu liegen. Tritt man aufs Gas, heult er los wie ein hungriger Bär. Nimmt man den Fuss wieder runter, wird er so leise, dass man fast glaubt, er hätte sich gerade wieder schlafen gelegt. Das Pedalgefühl der Bremse ist okay, obwohl die Geschwindigkeitsregulierung beim Parkieren nicht sonderlich präzise ist.
Urbaner Jungle
Obwohl der Subaru in der Stadt wirkt wie ein Wanderschuh in einer Welt voller Halbschuhe (das Fusswerk, nicht die Leute): Hier rollt der Forester als Teilzeit-Stromer emissionsfrei durch den Grossstadtdschungel – wenn auch nur für knapp zwei Kilometer. Da kann die Konkurrenz mehr.
Beim Fahrwerk bietet der neue Forester guten Federungskomfort, ohne übertriebene Härte. Verwunderlich ist der tiefe Schwerpunkt, trotz der hohen Bodenfreiheit. Das liegt daran, dass die Subaru-Ingenieure die Batterie unter den Kofferraumboden geklemmt haben.
Ist der Forester noch zeitgemäss?
Trotz Elektrounterstützung hat der Forester ein Problem, das vor allem die umweltbewussten Friday-for-Schulschwänz-Kids stören könnte. «G» steht nicht nur für Gelände, sondern auch für den CO2- Ausstoss des Foresters. Dort glänzt er nicht gerade mit Naturverbundenheit. Mit der Mild-Hybrid-Technik versucht Subaru sein Möglichstes, die Natur, durch die fährt, nicht zu zerstören. Im Vergleich zu anderen Verbrenner-Fahrzeugen bleibt der Forester ein Säufer vor dem Herrn. Wer doch lieber vollelektrisch Bäume umarmen will, sollte sich für den Subaru Solterra interessieren.
Fazit:
Auch in der neuesten Generation bleibt der Subaru Forester seinem Ruf treu: robust, zuverlässig und bereit für echte Abenteuer jenseits der Komfortzone. Die Technik, besonders in Sachen Sicherheit und Assistenzsysteme, wurden sinnvoll verbessert. Aber sein Durst nach Sprit und die eher schwache Energie-Effizienz machen es schwer, ihn als Hoffnungsträger in Sachen Umweltschutz zu sehen. Wem der CO2-Ausstoss wurscht ist und einfach einen robusten Outdoor-Buddy sucht, der einem überall hinbringt, wo die Strasse aufhört und der Spass beginnt, liegt mit dem Forester genau richtig. Mindestens 40’950 Franken verlangt Subaru für seinen Dirty-Boy. Wenn Nachhaltigkeit aber ein Thema für den Kaufentscheid ist, könnte der vollelektrische Solterra die bessere Wahl sein.
Text: GAT
Bilder: Subaru