Impreza GT - Schweizer Liebesaffäre
Es gibt keine schlechten Strassen, wenn man einen Subaru hat.» Das ist das Credo des Subaru-Clubs Amt Entlebuch. Es erklärt alles. Allerdings ist man mit der Modellpolitik von Subaru nicht nur glücklich.
Warum Subaru und nicht irgendein anderes schönes Auto? Martin «Tinu» Vetter, Ex-Präsident des Subaru-Clubs Amt Entlebuch, bringt es auf den Punkt: «Im Entlebuch fährt man Subaru. Wir erfüllen das Klischee der Subaru-fahrenden Förster und Bauern, das Subaru nicht so gerne hört, ziemlich gut.» Tinu Vetter fuhr selbst einen Dreiliter-Legacy, jetzt den Tribeca, und unser Gastgeber Rupert Felder, Landwirt und der Vater des aktuellen Subaru-Club-Präsidenten Pirmin Felder, fährt XV.
Monatlich die spannendsten Artikel in der auto-illustrierte im Abo!
Was sind die Hintergründe? «Für verschneite Bergstrassen brauchst du Allradantrieb. Er muss zudem bezahlbar sein und ein paar PS sind auch nicht schlecht, wenn man mal etwas Spass haben möchte. Da landete man früher immer beim Subaru», sagt Tinu. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Sport-Subaru wie Impreza GT oder WRX STi und den «Nutzfahrzeugen» wie den legendären 1800 Kombi, der vor mehr als 40 Jahren durch die aktive Mithilfe von Skistar Bernhard Russi eingeführt worden ist, und dessen Nachfolgern Levorg, Outback oder Forester.
Bildergalerie
Der Club und seine 35 Mitglieder bilden denn auch alles ab, was Subaru ausmacht – vom Justy über den normalen Alltags-Legacy bis hin zu den heissen WRX STi. Und es sind nicht nur Bauern und Förster dabei, um das Klischee gleich zu widerlegen. «Ich persönlich bevorzuge die kräftigen und komfortablen Modelle, die überall durchkommen und nicht kaputtzukriegen sind», sagt Tinu. Wichtig ist im Club allerdings nicht, was man fährt.
Geselligkeit und Austausch
Vielmehr stehen die Geselligkeit und der Austausch im Vordergrund: «Wir gehen im Winter gemeinsam schlitteln oder Skivelo-Fahren. In Sörenberg hatten wir bereits ein grösseres Treffen veranstaltet, bei dem uns Subaru Schweiz auch einen ganz neuen Levorg für Probefahrten zur Verfügung stellte. Im Sommer soll es wieder eines geben, und gemeinsame Ausfahrten machen wir natürlich ebenfalls. Da dürfen auch andere Autos als Subarus gern mitkommen. Das grösste Schweizer Subaru-Treffen ist in Rotenthurm, das Nonplusultra ist allerdings ‹Es boxt im Wald› in Österreich.»
Natürlich haben die Subaru-Pilotinnen und -Piloten auch ihre bestimmten Strassen, wo sie sich austoben und ordentlich driften können. Gerade im Winter macht der Subaru enorm Spass: «Es gibt keine schlechten Strassen, wenn man einen Subaru hat», erklärt Tinu seine Liebe zum «Subi». «Uns gefällt das Fahrerlebnis und besonders der Klang des Boxers, ausserdem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, sieht man mal vom Benzinverbrauch ab. Ich bin erst 30, hatte aber schon 15 bis 20 Autos aller Art und kenne daher die Konkurrenzmodelle ziemlich gut. Subaru ist wirklich besonders.»
Keine Leistung mehr in Sicht
Rupert Felder fügt an, dass er als Landwirt im Subaru durchaus eine Ergänzung zum Traktor sieht: «Der Forester kommt auch überall durch, bietet aber obendrein viel Platz und hat einen grossen Kofferraum. Die Autos erreichen trotz nicht gerade pfleglichem Umgang ohne Murren sehr hohe Kilometerleistungen. Einen teuren Geländewagen kann sich hier niemand leisten.»
Da macht sich dann auch deutliche Enttäuschung über die aktuell bekannte Subaru-Modellpolitik breit: «Es kommt nichts mehr nach, was mit Impreza und WRX STi vergleichbar ist. Die neuen Modelle haben alle keine Leistung mehr, sind kaum emotional», klagt Tinu. «Wir hoffen sehr, dass sich da noch etwas tut in Sachen Modellphilosophie und -strategie.»
Der Wolf im Schafspelz
Baumaschinenmechaniker Adrian «Ädu» Zihlmann ist einer der Subaru-Piloten im Club und stolzer Besitzer des schwarzen Fotomodells – ein 1998er Impreza GT. Es handelt sich hier um die 1997 eingeführte Version IV des 1992 lancierten Kompakt-Japaners. Ädu war immer begeistert von den Rallye-Übertragungen im Fernsehen. Hinzu kam, dass der Nachbar bereits einen heissen Subaru-Boxer fuhr.
Als er 18 war, wurde ein Impreza zum ersten Auto, auf das er allerdings lange sparen musste, weil Imprezas damals noch teuer waren. Er machte das Hobby gleich zur Einnahmequelle und begann, Subarus auszuschlachten und die Teile zu verkaufen.
So kam er billig zum schwarzen Exemplar mit Motorschaden. «Er war zwar komplett verbraucht, aber irgendwie reute es mich, dieses Auto auszuschlachten», erklärt Ädu. «So wurde ein Projekt daraus, bei dem jede einzelne Schraube restauriert und alles neu aufgebaut wurde. Ersatzteile, einen neuen Motor und ein Getriebe hatte ich noch im Regal. Dazu kam ein Sportfahrwerk. Mittlerweile ist das sieben Jahre her, und bis vor Kurzem diente mir dieser Subi als Alltagsfahrzeug, jetzt nur noch als Hobby.»
Der 29-Jährige möchte gewisse Erlebnisse mit seinem Liebling nicht missen: «Der ‹Bauern-Ferrari› wird auf der Strasse gerne mal unterschätzt», sagt er. «Aber ich fahre gerne den Wolf im Schafspelz. Dick auftragen liegt mir nicht.»
Technische Daten
Subaru Impreza 2.0 GT Turbo 4WD / Motor: 4-Zylinder-Turbo-Boxer / einbaulage: vorn längs / Hubraum: 1994 cm3 / Bohrung x Hub: 92 x 75 mm / Leistung: 155 kW/211 PS bei 5600/min / Leistungsgewicht: 5,6 kg/PS / Drehmoment: 290 Nm bei 4000/min / Getriebe: 5-Gang / Antrieb: Allrad / Verbrauch: 8,1–13,8 l/100 km / Beschleunigung 0–100 km/h: 6,4 s / Höchstgeschwindigkeit: 231 km/h / Abmessungen L/B/H: 4350/1690/1410 mm / Radstand: 2520 mm / Reifen: v./h. 205/55 HR15 / Leergewicht: 1200 kg / Neupreis ab 36'450 Franken (1998) / Zeitwert ca. 8000–12 000 Franken
Text: Stefan Fritschi
Bilder: Dario Fontana