5 Gründe, warum VW im Schlingerkurs ist
Über Wolfsburg ziehen dunkle Wolken auf. Trotz Sparprogramm ist VW nicht auf Kurs, weitere fünf Milliarden Euro müssen eingespart werden. Dafür will man sogar die 30 Jahre alte Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung für 110’000 Mitarbeiter in Deutschland kippen. Auch Werksschliessungen und Entlassungen stehen im Raum.
Warum schafft es VW nicht, die Wende einzuleiten? Die 5 Gründe:
1. Die bockigen Gewerkschaften
Die Betriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo zeigt sich kämpferisch und spricht von einem Angriff auf Arbeitsplätze. Auch Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall, kritisiert das Vorgehen der Konzernführung und fordert eine klare Zukunftsvision. Doch rechtlich könnte VW die Betriebsvereinbarung kündigen, wenn alle Fristen eingehalten wurden. Das Sparprogramm von VW ist unpopulär, aber angesichts der schlechten Zahlen unausweichlich. Doch statt sich aktiv an der Transformation zu beteiligen, reagieren die Gewerkschaften mit Streikdrohungen. Fraglich, ob dies der richtige Weg ist, VW wieder auf Kurs zu bringen. Hinzu kommt, dass dieser Streit die anstehenden Tarifverhandlungen zwischen VW und der IG Metall überschatten wird. Die Gewerkschaft fordert ein Lohnplus von sieben Prozent – in dieser Krisensituation sicher nicht der beste Zeitpunkt.
2. Die Management-Strategie
Konzernchef Oliver Blume verteidigt die Massnahmen folgendermassen: „Der Standort Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit.“ Ist das wirklich der Grund? Womöglich lag es auch an der Strategie. Nach dem Abgas-Skandal setzte VW voll auf Elektroautos. Doch die ID-Modelle kamen unausgereift auf den Markt und das Ende der staatlichen Förderung bremste den Absatz weiter aus.
3. Probleme in China
VW hat über Jahrzehnte seine Autos erfolgreich nach China verkauft. Doch die Konkurrenz durch die dortigen Elektroautohersteller nimmt zu. Während der Anteil an Elektroautos in China zwar wächst, verliert VW Marktanteile. Ein weiteres Problem: Die chinesische Regierung fördert ihre heimischen Hersteller massiv.
4. Probleme in Europa
In Europa ist die Lage nicht besser. Die strengeren EU-Flottengrenzwerte ab 2025 zwingen VW, mehr Elektroautos zu verkaufen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Doch die Nachfrage stockt, und die Kaufzurückhaltung führt zu Überkapazitäten. Rund 500’000 VW’s sind unverkauft und stehen auf Lager. Das Management muss entscheiden, ob es die Produktion drosselt, Werke schliesst oder weiter produziert und Verluste einfährt – keine attraktiven Optionen.
5. Problem Elektromobilität
Der Fokus auf Elektroautos hat sich bisher nicht ausbezahlt. Ohne staatliche Förderung stocken die Verkäufe. Während andere Hersteller kleine und bezahlbare Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, verschiebt VW die Einführung des ID.2 – ein erschwingliches E-Modell. Warum? So war es doch gerade der bezahlbare Käfer, der das Unternehmen gross machte. Vielleicht liegt die Lösung im Kleinwagensegment.
Die Situation bei VW bleibt angespannt. Die Fronten zwischen Management und Gewerkschaften sind verhärtet, Proteste und Streiks sind wahrscheinlich. Einfache Lösungen gibt es nicht, und die dunklen Wolken über Wolfsburg werden so schnell nicht verschwinden.
Text: GAT
Bilder: VW