

4-Sitze-Sportwagen: Maserati Indy 4200
Hand aufs Herz: Gibt es einen schöneren Maserati als den Indy 4200? Schneller als ein Ferrari, aber Platz für vier Personen wie in einem Volvo. So cool war in den 1970er Jahren das Familienleben.
Maserati erinnert ein bisschen an die TV-Soap „Gute Zeiten / Schlechte Zeiten“. Gute Zeiten waren die späten 1920er Jahre, in denen die Brüder Maserati durch zahlreiche Motorsport-Erfolge bekannt wurden. Der grösste Gegner: Enzo Ferrari, der 1929 die Scuderia Ferrari gründete. 1932 starb leider Alfieri Maserati, der Gründer der Marke, an den Folgen eines Rennunfalls. Doch das Leben geht weiter. So verpflichteten die verbliebenen Brüder Maserati den Rennfahrer Tazio Nuvolari, der 1933 auf Maserati den Grand-Prix von Belgien gewann.
500 Meilen von Indianapolis
1937 verkauften die verbliebenen Brüder Maserati die Firma an die Familie Orsi, die sich durch die Marke Werbung für ihr Stahlwerk erhofften. Auf der Rennstrecke war Maserati derweil so richtig auf der Überholspur. Man siegte sogar 1939 und 1940 mit dem 8CTF bei den berühmten "500 Meilen von Indianapolis" und war so der erste und jahrzehntelang einzige europäische Konstrukteur mit einem Doppelerfolg. Doch die schlechten Zeiten bahnten sich bereits an: Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das Werk in Modena geschlossen werden – der Familie Orsi ging langsam das Geld aus.
Weltmeister mit Juan Manuel Fangio
Doch wie es sich für eine gute Soap gehört, folgt auf das Drama die Wendung zum Besseren. Mit einer Neustrukturierung des Unternehmens brachen ab Mitte der 1950er Jahre wieder gute Zeiten an. Der legendäre Maserati 250F wurde zu einem der erfolgreichsten Formel-1-Sportwagen und verhalf Juan Manuel Fangio 1957 zu seinem fünften und letzten Weltmeistertitel. Gute Zeiten? Erneute finanzielle Schwierigkeiten zwangen Maserati, sich 1958 offiziell aus dem Rennsport zurückzuziehen. Und sich zu fokussieren auf luxuriöse GT-Fahrzeuge wie den 3500 GT, der aus einer Laune des Schahs von Persien entstanden ist. Die Familie Orsi verkaufte 1968 ihre letzten verbliebenen Maserati-Aktien an Citroën.
Hommage an die legendären Siege
Noch vor der Übernahme durch Citroën entwickelte Maserati ein ganz besonderes Kunstwerk: Den Maserati Indy 4200. Dieser debütierte 1969 auf dem Genfer Autosalon und begeisterte das Publikum sofort. Der Name war eine Hommage an die Siege beim legendären 500-Meilen-Rennen von Indianapolis.
Sportwagen waren in den 70-er Jahren entweder viersitzig oder schön. Der Indy war beides. Die Dachlinie zog Designer Giovanni Michelotti höher als die des Ghibli, um Platz für die Fondpassagiere zu schaffen. Dazu grosse Türen, damit auch die hinteren Passagiere würdevoll aussteigen konnten.
Vier Personen-Sportwagen
Unter dem scharfen Blechkleid war die erste selbsttragende Karosserie von Maserati. Die veraltete Starrachse hinten verleitete Autotester zu Witzen wie „Schnellster Lastwagen der Welt“. Aber die meisten Auto-Journis waren sich einig, dass der Maserati ein reinrassiger Sportwagen ist, der anstatt nur zwei Personen das Vergnügen zu gönnen, für vier Personen ausgelegt ist.
Die Motorleistung holt heute niemanden hinterm Ofen hervor. Aber für damalige Verhältnisse leistete der 4,2-V8-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen 194 kW/260 PS. Und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von rund 250 km/h.
Aschenbecher in der Mitte
Fast noch schöner als aussen, ist der Maserati Indy innen. Das Armaturen-Layout ist amerikanisch inspiriert, aber italienisch interpretiert. Fahrer und Beifahrerin trennt ein gigantischer Kardantunnel, auf dem sich die Stummelschaltung befindet. Und wie es sich gehört natürlich ein Aschenbecher.
Zur Serienausstattung gehörten im Maserati Indy eine zweifach verstellbare Lenksäule, eine Diebstahlsicherung, Lederpolsterung, elektrische Fensterheber, Nebelscheinwerfer, beheizbare Heckscheibe, Kopfstützen und eine am Armaturenbrett angebrachte Uhr vor dem Beifahrer. Eine Servolenkung gab es optional, ebenso das Automatikgetriebe und das Radio. Ganz im Sinne von: Wer nicht lenken kann, nicht schalten will und den Klang des V8 nicht schätzt, soll mit einem Aufpreis bestraft werden.
Eines der erfolgreichsten Modelle
Der Indy wurde sechs Jahre lang – von 1969 bis 1975 – mit weitgehend unveränderter Karosserie gebaut. In dieser Zeit entstanden von allen Ausführungen insgesamt 1104 Exemplare. Der Indy war damit eines der erfolgreichsten Maserati-Modelle.
Dieser Maserati Indy 4200 in der Farbe Celeste Cabrio wurde zwar 1972 gebaut, aber erst 1986 von einem Diplomaten in Genf erstmals in Verkehr gesetzt. In seinem Besitz fuhr der Maserati Indy 4200 in 34 Jahren lediglich 40‘000 Kilometer. Danach wurde er Teil einer der renommiertesten Sportwagen-Sammlungen am Genfer See. Dieser Maserati Indy 4200 hatte also immer gute Zeiten.
Haben wollen? Haben können!
Aktuell hat der Sportwagen jungfräuliche 50‘000 Kilometer auf der Uhr. Und er sieht aus wie frisch aus dem Schaufenster. Dort steht übrigens auch wieder – zum Verkauf bei Goodtimer.ch. Für 88 500 Franken gibt es wohl einen der gepflegtesten Maserati Indy 4200 überhaupt.
Am 2. Juli startet die erste internationale Online-Auktion von goodtimer.ch mit rund 30 Fahrzeugen in Preisklassen von CHF 15'000 bis CHF 250'000. Die Auktion dauert 2 Wochen und endet am 16. Juli 2025 um 11:00 Uhr.
Text: Jürg Zentner
Bilder: Christian Lienhard (lienhardbildwerke.ch)