Das fliegende Auto wird Wirklichkeit
Der Traum vom Flugauto ist alt, doch seine Erfinder scheiterten immer wieder. Jetzt scheint sich eine praktikable und halbwegs bezahlbare Lösung anzubahnen, denn das holländische PAL-V steht jetzt kurz vor dem Durchbruch. Die europäische Strassenzulassung ist erteilt, die Flugfreigabe soll noch dieses Jahr erfolgen. In der Motorworld Kemptthal öffnet demnächst die erste Schweizer Vertretung.
Die Entwicklung des PAL-V begann schon 2007. Zwischenzeitlich wurde die europäische Strassenzulassung ist erteilt, die Flugfreigabe der European Aviation Safety Agency (EASA) soll dieses Jahr erfolgen. Das vier Meter lange PAL-V ist mit zwei 1,4-Liter-Rotax-Motoren (Vierzylinder-Benziner) zu je 100 PS ausgerüstet. Das klingt nicht nach viel, doch angesichts des Leergewichts von nur 664 Kilogramm und der extrem guten Aerodynamik erreicht der dreirädrige Zweiplätzer die100 km/h in unter neun Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Der Verbrauch liegt bei 7,6 l/100 km. Vollgetankt fährt das PAL-V 1315 Kilometer weit – und zwar mit sportwagenmässigen Fahreigenschaften, wie die Entwickler versprechen.
180 Meter Startbahn und 30 Meter Landebahn reichen
Für den Flugbetrieb sucht man sich den nächstgelegenen Sportflugplatz. Dazu wird das Flugauto 35 Zentimeter angehoben, Rotorflügel und Propeller ausgeklappt, und los geht’s. Das Startgewicht beträgt maximal 910 Kilogramm, die Piste sollte mindestens 180 Meter lang sein, zum Landen reichen 30 Meter. Die Flugreichweite beträgt 400 bis 500 Kilometer, der Verbrauch pro Flugstunde liegt bei 26 Liter, die Höchstfluggeschwindigkeit bei 180 km/h. Der Benziner treibt den Heckpropeller an, der Rotor wird – wie beim Gyrocopter – vom Fahrtwind bewegt. Selbst bei Totalausfall beider Motoren segelt das PAL-V weiter und kann kontrolliert gelandet werden.
Es braucht Führerschein plus PPL (Private Pilot License) plus Schulung
Der Pilot braucht nebst Autobillett und PPL-Pilotenlizenz eine zusätzliche Schulung, dann darf er in die Luft. Die auf 90 Stück limitierte Luxus-Erstausgabe soll je rund 500’000, die sportlichere und unlimitierte zweite Serie etwa 300’000 Franken kosten.
In der Motorworld Kemtthal gibt es zwischenzeitlich die erste Schweizer Depandance der Holländer. Man kann aktuell ein Modell betrachten und sich umfassend informieren. Im Juli 2021 soll dann auch der Prototyp ins Valley kommen, der natürlich baldmöglichst durch ein Serienmodell ersetzt wird, das auf der Strasse fahren und auf einem der umliegenden Flugplätze in die Luft gehen kann. Wir hoffen, 2022 einen ersten Fahr- respektive Flugbericht liefern zu können.
Text: Stefan Fritschi
Fotos: PAL-V