

„F1“ – Brad Pittstop gegen alle
Brad Pitt zündet den Turbo – und Hollywood fährt mit. Ein Kino-Comeback zwischen Boxenfunk, Blockbuster und Millionen. Willkommen im Benzinbusiness der Zukunft.
Was macht man, wenn man Formel 1 liebt – aber Geld noch mehr? Man dreht einen Film darüber. Und zwar keinen kleinen, sondern den Film: „F1“ – mit Brad Pitt am Steuer, Jerry Bruckheimer an der Box und Apple am Zahltag. Hollywood rollt das Fahrerlager auf – nicht aus Leidenschaft, sondern mit dem präzisen Kalkül eines Windtunnels.
Brad Pitt spielt Sonny Hayes, einen Ex-Rennfahrer, der aus der Mottenkiste zurück auf die Piste darf, um einem jungen Talent das Gasgeben beizubringen. Dramaturgisch solide – und ziemlich vertraut. Der Plot riecht leicht nach Top Gun mit Lenkrad – kein Zufall: Regisseur Joseph Kosinski hat zuletzt denselben Jetfilm auf Mach 3 hochgeschoben. Diesmal: Boxenfunk statt Dogfight. Der Soundtrack bleibt bombastisch.
Kohle, Kohle und noch mehr Kohle
Doch hinter dem romantisierten Comeback-Kitsch verbirgt sich ein Musterbeispiel für die neue Hollywood-Formel: eine Streaming-Plattform (Apple TV+) will Reichweite, eine Sportliga (F1) will neue Zielgruppen, ein paar Stars wollen Prestige – und alle wollen: Merchandise.
Gedreht wurde mitten im echten Grand-Prix-Wahnsinn – inklusive Boxengasse, Gridgirls, DRS und PR-Gewitter. Die Filmcrew bekam Zugang, wie ihn nicht mal Sky UK hat. Das Team APXGP – fiktiv, aber mit realem Sponsorengeld beklebt – parkte neben Ferrari und Mercedes. Zwei speziell präparierte Formel-2-Chassis wurden von Mercedes zu Filmstars umgebaut. Wichtiger als Rundenzeiten: Kamerawinkel, Sponsorensichtbarkeit, TikTok-taugliche Helmperspektiven. Produzent Lewis Hamilton, der sich selbst als Authentizitäts-Garant einsetzt, weiss: Nur wer den Sport kennt, kann ihn verkaufen. Und so wurde nichts dem Zufall überlassen – vom Schaltpunkt bis zum Sponsoring. APXGP trägt Schwarz-Gold. Die Caps und Hoodies dazu kosten im offiziellen F1-Store stolze 55 bis 125 Dollar. Eine Jacke von Tommy Hilfiger (natürlich Teil der Kooperation): 790 Dollar. Für den Preis bekommt man bei Williams fast einen Frontflügel. Fast.
Die Merchmaschine brummt
Auch Miniaturen sind geplant: Hot Wheels bringt ein APXGP-Modell samt Pirelli-Reifen im Massstab 1:64. Noch kein Lego in Sicht – aber wer ernsthaft glaubt, Apple und Warner lassen sich diese Bauklötzchen-Millionen entgehen, hat Hollywood nicht verstanden. Die Lizenzpresse steht bereit, die Merchmaschine brummt. Am 25. Juni 2025 soll der Film in die Kinos kommen – weltweit, IMAX, Superlative inbegriffen. Apple bezahlt das Spektakel angeblich mit 140 Millionen Dollar – nicht, weil man ans Kino glaubt, sondern an Nutzerzahlen. Drive to Survive war nur der Anfang. Jetzt wird das Spektakel geskriptet, auf 120 Minuten verdichtet und mit Brad Pitt versilbert.
Die ersten Reaktionen aus dem Fahrerlager? Carlos Sainz sagt „sehr Hollywood“ – was man auch als „gut gemacht, aber ein bisschen viel Show“ lesen darf. Norris ist euphorisch, Hamilton stolz. Der Plan scheint aufzugehen: Alte Motorsportfans fühlen sich ernst genommen, neue Zielgruppen bekommen Popcorn und Pathos. „F1“ ist kein Film über die Formel 1. Es ist ein Film für die Formel 1 – und für alle, die daran verdienen. Die Strecke ist echt, der Sound bearbeitet, das Storyboard aus dem Hollywood-Regal genommen, abgestaubt und auf F1-Modus umgeschrieben. Sehenswert? Mal gucken.
Text: GAT
Bilder: F1