Test Kia e-Niro

Kia Niro beherrscht Elektrisch

Aha, noch ein Stromer, ist man geneigt zu sagen. Der Kia e-Niro bringt das Thema ganz dezent auf’s Tapet. Und in diesem Modus bleibt er auch. Die Sensation des Koreaners liegt nicht in spektakulären Superlativen, sondern in seiner unprätentiösen, steten Bereitschaft das zu tun, wozu er gedacht ist: Transport von A nach B ohne viel Aufhebens in jeder Beziehung, eins vorweg: er ist ein Meister seines Fachs.

Veröffentlicht am 03.03.2021

Der Kia e-Niro teilt seine Plattform mit dem Hyundai Ioniq, der Antriebsstrang ist mit dem Kona electric identisch. In der getesteten Version Style verfügt  der kompakte Crossover wie letzterer über 204 PS und ein Drehmoment von 395 Nm Drehmoment. Mit einem grosszügig bemessenen AKku von 64 kW/h Kapazität reicht dies dem Koreaner zu einer respektablen Reichweite von 465 Kilometern. Der Kia nennt sich Style und – man mag verzeihen – ist womöglich genau das Auto für jene, denen der Hyundai zu bemüht anders daherkommt. In der Tat sind die doppelten Rückleuchten nicht jedermanns Sache. Der Kia wirkt hier optisch aufgeräumt und gefällig. Auch innen ist der Fronttriebler kein Exote. Es gibt ihn natürlich, den heute obligaten, zentralen Bildschirm. Aber um sich erstmal im Auto einzurichten reichen die meisten Handgriffe, wie man sie sich vom konventionellen Auto gewohnt ist. Sehr angenehm auch, es sitzt sich sehr komfortabel und entspannt, und Platz gibt es für den üblichen Bedarf einer Familie zur Genüge. Es kann also losgehen.

Genügend: Die Reichweite wird im e-Niro bei Bedarf auch optisch dargestellt

 

Strom-Entspannt

Es ist tatsächlich so, mit Strom sinkt die sensorische Beteiligung am Akt des Fahrens – na, das ist ja ein Satz – doch signifikant. Aber: Es ist in Ordnung so. Denn selbst ausgesprochene Petrolheads mögen dann und wann einfach nur stresslos und entspannt ankommen wollen. Mit dem Kia geht das, denn der wichtigste Stressfaktor – die Reichweite – ist keiner, sie reicht! Im Prinzip erreicht man damit jeden Punkt in der Schweiz und oft sogar wieder das Zuhause ohne Nachladen, aber das lässt sich bereits  anhand der nackten Zahlen herausfinden. In der Praxis führt dies dazu, dass man getrost die Zwischenhalte aus dem Reiseplan eliminiert. Der Wagen steht frühmorgens einfach bereit für alles, was von ihm im Tagesverlauf verlangt wird.

Gelungen: Die Mischung aus Knöpfen und Bildschirmfunktionen passt.

 

Lustmomente

Der Kia ist aber keineswegs ein Langweiler. Dank der linearen Leistungsentfaltung des E-Motors verleitet er einem zu einem recht sportlichen Fahrstil. Aus jeder Lebenslage heraus sprintet der E-Kia los, das verleiht ein Gefühl von Sicherheit und mindert den Stress zusätzlich. Überholen ist ein Manöver ohne Drama. Dazu gibt es ein klassenübliches Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorne und Mehrlenkerachse hinten, die Aufbauschwingungen halten Gasdruckdämpfer im Zaum. Dank Elektro-Bremsmoment fährt er sich über weite Strecken ohne auf aktive Bremsunterstützung setzen zu müssen.

Bezüglich Ausstattung ist der Kia in der teureren Style-Ausstattung nahezu komplett: für 3000 Franken Aufpreis gibt es Ledersitzbezüge, elektrische Sitzverstellung oder Heizung auch hinten und den Totwinkelwarner, Querverkehr- und  Rückfahrwarner. Wer sich ob der Warn- und Piepsgeräuschen stört – eine JBL-Soundanlage ist auch in dem Preis enthalten. Deren Qualität lässt sich nahezu ungestört geniessen.

Komfortbetont: Elektrische Sitzverstellung und mehr, die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen.

 

Preisfrage

Der Kia glänzt mit Platz, Leistung und viel Reichweite im E-Segment. Dass dabei der Preis nicht über die  Stränge schlägt, ist mehr als erfreulich. Ab 49900 Franken ist er mit der grossen 64kW/h Batterie zu haben, hinzu kommt der Aufpreis für das beschriebene Style-Paket von 3000 Franken. Dazu gibt es nicht nur ein gut verarbeitetes Auto, sondern auch eine 7-Jahre oder bis 150000 Kilometer-Garantie. Was spricht also dagegen? Die zwei heftigsten Kontrahenten lauern im eigenen Modellportfolio: Der Kia Niro Vollhybrid und der Niro als Plug-In-Hybrid, dies für den Fall, dass jemand der Reichweite doch nicht ganz trauen mag oder wenn schlicht eine geeignete Lademöglichkeit in der Nähe fehlt.

Text: Martin Sigrist / Fotos: Vesa Eskola

Kia New e-Niro 64 kW:

Motor: 150 kW/204 PS permanent erregter Synchronmotor, Monogang-Getriebe, Vorderradantrieb,

Batterie: Li-Ionen-Polymer, 356 V Spannung, 180Ah Kapazität, 64 kW/h Energiegehalt.

Fahrwerk: Vorne Mc-Pherson-Federbeine, hinten Mehrlenkerachse, Gasdruckdämpfer.

Geschwindigkeit: 167 km/h, 0 -100 km/h in 7,8 s.

Verbrauch: 15,9 kW/h (Werk), Testverbrauch: 17 kW/h

Energieffizienzkategorie: A

Preis Kia e-Niro ab 39900.– Franken (39,2 kW Batterieversion)

Preis Testwagen: 52900.– Franken

 

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