

Drive-In war gestern
Wenn den Entwicklern nix mehr einfällt, dann kommt sowas dabei raus: Essen bestellen direkt übers MBUX-Display im Mercedes.
Das Leben eines Software-Entwicklers stellen wir uns hart vor. Ständig muss man erahnen, was die Menschheit als Nächstes braucht. Nun ja, gegessen wird immer, dachte man sich wohl. Aber statt wie früher zum Schnitzel-Peter zu fahren und einmal Currywurst mit Salmonellen zu bestellen, kann man das nun aus dem Auto heraus machen. Also ohne Aussteigen, ganz bequem übers Infotainment des Mercedes. Ein Fingerwisch über das Display reicht – und Just Eat serviert Pizza, Burger oder Sushi direkt ins Auto. Willkommen im Zeitalter des Fressens auf Rädern.
Mercedes nennt diesen «american way of bloss nicht den eh schon fetten Hintern bewegen» eine «digitale Reise». Wir nennen es eher digitalen Snack-Notstand. Und mal ehrlich: Wer glaubt, dass der Fahrer sich demnächst noch auf den Verkehr konzentrieren kann, wenn er parallel die Sushi-Auswahl bestätigen muss?
Wer im Auto isst, kommt doch eh in die Hölle
Natürlich ist die Technik clever: Dank MBUX-Plattform war die Integration simpel, und in zehn Ländern – von Deutschland über Italien bis zur Schweiz – soll der Service schon laufen. Besitzer von E-Klasse, CLE, C-Klasse und GLC können also bald nicht nur die Sitzmassage einschalten, sondern auch den Pizzaboten konsultieren.
Bleibt nur die Hoffnung, dass die hungrigen Insassen ihre Ketchupfinger nicht am Sitz abschmieren. Wobei: Wer wirklich meint im Auto zu essen, hat diese Strafe gerechterweise verdient. So ganz der Sinn dahinter erschliesst sich uns auch noch immer nicht. Also hinter dem Essen im– und dem Bestellen aus dem Auto heraus. Müssen wirklich alle Dinge den Weg per absurde App ins Auto finden? Was entwickeln unsere Software-Profis wohl als Nächstes? Partnervorschläge von Tinder direkt auf den Super-Duper-Screen, wenn die Beifahrerin mal wieder meckert. Oder die Einblendung der kürzesten Route zum Psychologen, wenn man den Vordermann – aus Versehen – als nicht ganz so guten Autofahrer bezeichnet hat. Alles immer noch besser, als mit Mayo am Zeigefinger den Touchscreen zu versuddeln.
Text: GAT
Bilder: Mercedes, just eat