47. Ausgabe der Rallye Dakar

Rallye Dakar 2025 – Favoritencheck

Neues Jahr, neue Rallye Dakar. Auch 2025 verspricht ein spektakuläres Rennen zu werden. Zahlreiche Top-Fahrer aus der Automobilwelt treten gegeneinander an hier ein kleiner Favoriten-Check.

Veröffentlicht am 03.01.2025

Nasser Al-Attiyah

Angeführt wird die Riege der Favoriten von Nasser Al-Attiyah aus Katar, der im Dacia Sandrider an den Start geht. Al-Attiyah, ein mehrfacher Dakar-Champion, zählt erneut zu den heissesten Anwärtern auf den Gesamtsieg. Nasser Al-Attiyah, Olympia-Bronzemedaillengewinner im Tontaubenschiessen (2012), konzentriert sich nun voll auf den Motorsport und das Dacia-Projekt. Der Katharer fährt 2025 seine 21. Dakar, diesmal im neuen Dacia Sandrider (Startnummer 200). Sein Ziel: Titel Nummer sechs. Mit Siegen in der W2RC und der Rallye du Maroc zeigte er bereits das Potenzial des Fahrzeugs. Nach zehn Jahren mit Mathieu Baumel hat man sich wahrscheinlich schon alles erzählt. 2025 hat er mit Edouard Boulanger einen neuen Co-Piloten an seiner Seite.  


Yazeed Al Rajhi

Yazeed Al Rajhi, Immobilien- und Gastro-Unternehmer, ist bekannt für seine Grosszügigkeit im Dakar-Biwak. Seit Jahren veranstaltet er festliche Bankette, um Fahrer und Teams zusammenzubringen. Der 43-Jährige debütierte 2015 im Toyota Hilux und feierte direkt einen Etappensieg, musste aber auf Platz drei liegend aufgeben. Nach Jahren mit Mini und einem dritten Platz 2022 kehrt er nun im Toyota zurück, unterstützt von Co-Pilot Timo Gottschalk, der 2011 mit Al-Attiyah siegte.  


Guerlain Chicherit

Guerlain Chicherit kann eigentlich alles – und das sogar auf höchstem Niveau: Vom französischen Jugendmeister im Judo über mehrfachen Weltmeister im Extremskifahren bis hin zu Rallye-Erfolgen (J-WRC). Seit seinem Dakar-Debüt 2005 beeindruckte er mit Talent und Kampfgeist, wurde 2010 Fünfter und kehrte 2022 nach einer kreativen Pause als Unternehmer zurück. Chicherit setzt auf innovative Mobilitätslösungen wie etwa Wasserstoff- und Elektroantriebe. Mit dem X-Raid Mini (Kollege, das ist aber ein klassischer Benziner), seiner berüchtigt aggressiven Fahrweise und Co-Pilot Alexandre Winocq zählt er 2025 zu den Geheimfavoriten.  


Seth Quintero

Seth Quintero gilt als Gesicht der neuen Generation im Rallye-Raid. Bereits mit 10 Jahren startete er in Prototypen-Rennen und gewann mit 11 seinen ersten Titel. Mit 18 gab er 2021 sein Dakar-Debüt und heimste direkt sechs Etappensiege in der T3-Klasse ein. 2022 stellte er mit 12 Etappensiegen einen Rekord auf, ehe er durch technische Probleme um den Gesamtsieg gebracht wurde. 2023 wurde er Zweiter und triumphierte in der Challenger-Klasse der W2RC. Nach seinem Aufstieg in die Ultimate-Klasse mit Toyota Gazoo Racing kämpft der junge Amerikaner weiterhin um den Durchbruch. Trotz eines schwierigen Dakar-Rennens 2024 (Platz 42) zeigte er starke Leistungen, darunter ein Podium in Abu Dhabi und Etappensiege in Argentinien und Abu Dhabi. Gemeinsam mit Co-Pilot Dennis Zenz half er Toyota, den dritten W2RC-Herstellertitel in Folge zu sichern. Quintero, erst Anfang 20, ist eine der spannendsten Zukunftshoffnungen im Rallye-Raid.  


Sébastien Loeb

Der Franzose Sébastien Loeb tritt mit dem Belgier Fabian Lurquin im Dacia an. Der gebürtige Elsässer, der mit neun WRC-Titeln (2004–2012) der erfolgreichste Rallyefahrer aller Zeiten ist, muss sich daheim wohl richtig langweilen. Da kann man sich schon mal eine Auszeit von der Auszeit gönnen und sich im Sandkasten von Saudi-Arabien austoben. Der Rallye-Weltmeister hat seine Vielseitigkeit in verschiedenen Motorsport-Disziplinen bewiesen und bringt seine ganze Erfahrung ein. Loeb glänzte nebenbei auch in der WTCC, wurde Zweiter bei den 24 Stunden von Le Mans (2006), holte Gold bei den X-Games (2012) und siegte beim Pikes Peak (2013). Seit seinem Dakar-Debüt 2016 gehört Loeb zu den Spitzenfahrern, mit fünf Podiumsplätzen und 28 Etappensiegen, die ihn auf Platz sechs der ewigen Bestenliste katapultieren. Als unermüdlicher Konkurrent von Nasser Al-Attiyah nimmt er 2025 im Dacia einen neuen Anlauf, um erstmals die Dakar zu gewinnen – und zugleich den W2RC-Titel, der ihm 2022 knapp entging. Mit 50 Jahren könnte Loeb (Startnummer 219) der erste Fahrer seit Ari Vatanen (1991) werden, der mit einem völlig neuen Auto siegt. Sein Ziel: Motorsportgeschichte schreiben oder weit weg von daheim sein.  


Martin Prokop

Martin Prokop, der "Mann aus Jihlava", startete seine Karriere im klassischen Rallyesport und krönte sich 2009 zum Junior-WRC-Champion. Sein Debüt bei der Dakar 2016 verlief vielversprechend: Als zweitbester Rookie raste er auf Platz 14. Seither ist er ein echter “Dakar-Dauerläufer“ – bei neun Teilnahmen immer ins Ziel gekommen und stets unter den Top 25. 2024 knackte er erstmals die Top fünf, ein Meilenstein für Tschechien. Mit seinem Team MP-Sports setzt er auf Individualität: Sein Ford Raptor hört auf den Namen „Shrek“, während sein zweites Auto in der WRC als „Fiona“ unterwegs ist. Auch bei der Abu Dhabi Desert Challenge hat der „Wüstenspezialist“ dreimal den zweiten Platz eingefahren (2017, 2022, 2023). Prokop ist ein Vorbild für Konstanz und Humor – sowohl auf als auch abseits der Strecke.  


Carlos Sainz Sen.

Carlos Sainz, der „Matador aus Madrid“, hat nichts von seinem unbändigen Kampfgeist verloren. Der zweifache Rallye-Weltmeister (1990 und 1992) zählt zu den absoluten Legenden des Sports. Doch seine sportliche Laufbahn begann auf ganz anderem Terrain: Mit 16 Jahren wurde er spanischer Squash-Meister. Sainz’ Liebe zum Detail und sein Drang nach Perfektion begleiten ihn seit seinem Debüt im Renault 5 TS bei der Rallye Shalymar 1980. 2024 schrieb der Madrilene Geschichte: Mit Audi gewann er die Dakar als erster Fahrer überhaupt in einem Hybriden. Es war sein vierter Dakar-Triumph mit vier verschiedenen Herstellern (2010 mit Volkswagen, 2018 mit Peugeot, 2020 mit Mini). 2025 nimmt Sainz mit Ford einen weiteren Anlauf. Nach seinem Etappensieg bei der Rallye Marokko könnte er der erste Fahrer werden, der die Dakar mit fünf verschiedenen Marken gewinnt – und seinem verweichlichten F1-Rennfahrer-Sohn zeigen, wer der Boss daheim ist.  


Mr. Dakar

Stéphane Peterhansel ist "Mr. Dakar". Er hat die Rallye Dakar so oft gewonnen, dass man meinen könnte, er hätte die Route selbst geplant – inklusive Abkürzungen nur für ihn. Mit insgesamt 14 Siegen (6 auf dem Motorrad und 8 im Auto) ist er der unangefochtene Rekordhalter. Seine Karriere begann auf zwei Rädern, wo er von 1991 bis 1998 sechs Mal die Motorradwertung dominierte. Der viele Sand im Gesicht war ihm wohl dann doch zu doof geworden. 2004 wechselte Peterhansel auf vier Räder und bewies, dass er auch mit Lenkrad ein Meister ist. Mit Mitsubishi, Mini, Peugeot und zuletzt Audi (2021) sammelte er weitere acht Titel – eine Leistung, die selbst seine stärksten Rivalen nur ehrfürchtig kommentieren können. Sein Perfektionismus und seine Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, haben ihn zur Dakar-Legende gemacht. Egal, ob Sand, Stein oder Schlamm – Peterhansel fährt überall hin und bekommt am Ende meist einen Pokal in die Hand gedrückt. Sein letztes Rennen bestritt "Mr. Dakar" 2022 mit Audi.


Text: GAT
Fotos: X-Raid Team, Toyota Gazoo Team, CC

 

 

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