Boxenstopp im Rare Street Coffee
Vor der ehemaligen Tankstelle stehen ein weisser Rolls-Royce Wraith, ein roter Porsche 356, ein schwarzer Ferrari 308 und eine alte Norton: Ein ganz normaler Dienstagmorgen im Rare Street Coffee in Rapperswil. Beim aussergewöhnlichen Lokal handelt sich um eine Mischung aus Racing-Lounge, Espressobar und schwedische Bäckerei.
Eigentlich stellt man sich unter einem Café, das schwedische Back-Spezialitäten anbietet, eher ein rotes Häuschen mit hellem Interieur vor. Das Rare Street Coffee ist das Gegenteil: Die ehemalige Tankstellen-Garage hat dunkle Wände, schwere Ledersessel, während mitten im Lokal zwischen Blech-Tischen und Regie-Stühlen, neben alten Motorrädern, auch ein Rennwagen steht. Oder ein Rennboot. Oder ein alter Jeep. Die Dekoration ändert sich ständig.
Racing-Feeling
An der massiven Holzbar trinken Arbeiter einen kurzen Espresso, während an den Tischen Laptops klappern, Meetings stattfinden, Frauen aus der Nachbarschaft den After-Yoga-Tee trinken und Spätaufsteher ein Frühstück essen. Selbst auf der Toilette wähnt man sich wie in einem Racing-Kult-Streifen, inklusive coolem Soundtrack. Man hat das Gefühl, eher in einem trendigen Strassen-Café in Brooklyn zu sitzen als in Rapperswil-Jona, zwischen zwei Kreuzungen und einem Bahnübergang.
Semla und Kanelbullar
Rein optisch entspricht es gar nicht dem Klischee eines schwedischen Cafés. Wenn man reinkommt, riecht es dafür umso mehr nach Zimt, nach Kardamom – kurz nach Fika, der typisch schwedischen Kaffeepause.
Dafür verantwortlich ist Paula Andersson, die hier schwedische Spezialitäten wie Kanelbullar, Semla, Kardamom-Buns und weitere Leckereien täglich frisch zubereitet. «Ich bin nicht gelernt, ich bin leidenschaftlich», lacht die sympathische Schwedin. «Sie ist der eigentliche Star im Rare Street», sagt Scout Dean Behrens, der sympathische Besitzer des Lokals, das mittlerweile Kultstatus geniesst.
Dass es ausgerechnet im Rare Street Coffee schwedische Backwaren gibt, ist kein Zufall. Scouts Mutter ist nämlich halb Schwedin. Von seiner Mutter hat er nicht nur die Liebe zu schwedischen Backwaren, sondern auch den schwedischen Lebensstil.
Wie alles begann
Seit acht Jahren führt Scout Dean Behrens das Rare Street Coffee. Und das, obwohl er erst 24 Jahre alt ist. «Ich wollte nach der Schule ein Jahr lang etwas Eigenes ausprobieren, bevor ich wieder die Schulbank drücke. Als mein Vater vor acht Jahren mit seiner Werbeagentur von Zürich nach Rapperswil in diese ehemalige Tankstellen-Garage gezogen ist, fragte ich ihn, ob ich vorne ein eigenes Café eröffnen könnte.»
Surfer-Handshake zum Gruss
Aus dem Zwischenjahr ist eine Erfolgsstory geworden – ein Ausflugsziel für viele Auto- und Töfffans aus der ganzen Schweiz. «Ich wollte ein Restaurant, das so eingerichtet ist wie ein geschmackvoller ‹man cave›. Was ich hier anbiete, ist das, was ich selbst auch am liebsten habe», erzählt Scout über sein Lokal, das er mit viel Herzblut führt. Jeden Gast begrüsst der 24-Jährige persönlich mit einem coolen Handshake. Das ist hier keine Attitüde, sondern ein Lifestyle. «Ich gehe jedes Jahr mit meinem Vater Tom für zwei Wochen nach Kalifornien zum Surfen. Ins Rare Street Coffee wollte ich ein bisschen von diesem Flair mit einbringen.»
Tipp: Jeweils am Sonntag gibt es im Rare Street Coffee Brunch mit Butterzopf und vielen weiteren Leckereien. Es empfiehlt sich, frühzeitig zu reservieren.
Rare Street Coffee, Rütistrasse 2, 8645 Rapperswil-Jona
Text: Jürg Zentner
Bilder: Instagram/rarestreetcoffee