IAA 2025

IAA 2025 – Zwischen Stromern und Brezeln

Die IAA 2025 in München bot viel Elektromobilität, wenig Spektakel. Europäische Marken glänzten mit solider Technik, während Chinesen mit Kamera und Massband «Ideen» sammelten. Die Autoindustrie ist noch lange nicht tot.

Veröffentlicht am 12.09.2025

Ein wenig mehr Spektakel hätte die IAA 2025 schon vertragen können. Trotz miesem Wetter fanden jedoch einige Besucher nach München. Angelockt waren auch zahlreiche chinesische Hersteller. Marken, die wir noch nie gehört haben und uns wohl auch nicht merken werden, stellten irgendetwas mit Stecker aus. Nach dem zehnten identisch wirkenden Elektroauto war unsere Neugier allerdings dahin. Also schnupperten wir lieber bei den europäischen Marken frische Mobilitätsluft.

Der goldene Irrsinnspokal

Zum Beispiel bei Renault. Die Franzosen haben den Clio neu aufgelegt, noch bevor er überhaupt alt aussah. Generation fünf war 2024 ein Bestseller, doch schon steht die nächste bereit – hübsch anzusehen und mit effizienter Hybridtechnik unterm Blech. Unter Carbon und mit über 550 PS präsentierte man zudem den Renault 5 Turbo 3E, der tatsächlich so in limitierter Auflage kommen soll. In Sachen Wahnsinn hielt Hyundai mit dem Insteroid dagegen – expressiv, aber etwas ziviler. Etwas gesitteter zeigte sich der Hyundai Concept Three, der in Serie wohl kaum Ioniq 4,27 heissen wird – raten Sie mal frei drauf los.

Alte Liebe rostet nicht bei Mercedes-Benz. Im neuen Sterngrill-Tempel glänzte ein W108 280 SE 3.5, rund 60 Jahre alt, doch mit mehr Anmut als so mancher aktuelle Stuttgarter. Wirklich neu: die künftig durch alle Baureihen gezogene Front. Die Kommentare schwankten zwischen «beleuchtete Truckerfront» und «Gangsterrapper-Zähne, genannt Grillz». Das erste Derivat, der neue GLC, dürfte je nach Blickwinkel Genuss oder Augenweh bereiten. Technisch ist’s aber fein: 800-Volt-Architektur, zentrales Superhirn und Reichweiten jenseits der 700 Kilometer – dank 94-kWh-Batterie und rund 500 PS.

Bibernasen und Jaguar-Kopien

Nebenan traf man beim BMW iX3 auf eine weitere Gesichtsoperation. Die Lufteinlässe ziehen sich immer länger – ob Bibernase oder XXL-Zähne, die Front wirkt zunehmend grotesk. Technisch dagegen harte Fakten: 800-Volt-Architektur mit zentralem Rechner («Heart of Joy»), 800 Kilometer WLTP-Reichweite und bis zu 400 kW Ladeleistung – vorausgesetzt, Laborbedingungen und passende Säule. Die anderen Bayern aus Ingolstadt schickten eine Hommage an R8 und TT. «Copy nothing», denkt Audi bei seinem Targa, der in zwei Jahren in Serie gehen soll. Wenn er so schwer ist, wie er aussieht, kratzt er locker an der Drei-Tonnen-Marke.
Lucid hatte nicht nur das längste Auto, den Gravity, sondern auch den besten Kaffee der Messe. Das Luxus-SUV beeindruckte mit Verarbeitung, Technik und Design. Nur die Garage müsste man wohl vorher verlängern.

Volkswagen dagegen sorgte für Déjà-vu. Am Golf GTI „50 Jahre Edition“ klebten Kinder mit plattgedrückten Nasen an den Scheiben – so wie wir selbst noch vor Jahrzehnten. „So einen kauf ich mir, wenn ich gross bin“, war häufig zu hören. Nicht alle Jugendlichen kleben sich freitags auf der Strasse fest – es gibt noch Hoffnung.

Kombi-Hoffnung kommt aus China: BYD zeigte den Seal 6 HDMI, einen Plug-in-Hybrid im Kombi Preislich attraktiv (ab 43 000 Franken), optisch weniger.
Spektakel? Fehlanzeige. Europa hielt dagegen, aber leiser. „Wir können’s noch“, lautete die Botschaft. Tatsächlich: solide Technik, veritable Autos. Doch während wir uns am VW-Stand mehrere Currywürste der Artikelnummer 199 398 500 A einverleibten, wuselten chinesische Besucher mit Massband und Kamera über die Messe.
Bleiben zweieinhalb Erkenntnisse: Fünf Currywürste sind lecker, machen aber Bauchweh. Fünf Currywürste kosten ein Vielfaches dessen, was man noch als akzeptabel nennen könnte. Und genau das gilt auch für die mehrheit der ausgestellten Fahrzeuge auf IAA: Für alles, was da halbwegs lecker aussah, verlangen die Hersteller richtig viel Geld. 

 

Text: GAT
Bilder: Hersteller

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