

Ein Stück Adrenalin vom Chef
Die 77 gehört eigentlich einem bekannten Schweizer – Domi Aegerter. Doch ein anderer bekannter Deutscher fuhr damit: Michael Schumacher. Nun kam ein Stück Racing-Geschichte unterm Hammer: Schumis Fireblade.
Was macht man, wenn man sieben Formel-1-Weltmeistertitel gewonnen hat? Genau – man geht Motorradrennen fahren. Zumindest, wenn man Michael Schumacher heisst. Die F1-Legende suchte nach seiner aktiven Karriere am Gipfel der vierrädrigen Königsklasse einen neuen Kick – und fand ihn in der Fallschirmspringerei und auch auf zwei Rädern. Purer Fahrspass, klar. Aber Schumi wäre nicht Schumi, wenn er nicht auch hier den Wettbewerb gesucht hätte.
Jetzt wurde eines seiner früheren Rennmotorräder versteigert – für einen Preis, der selbst abgebrühte Motorsport-Sammler kurz schlucken liess: 64.800 Euro für eine Honda Fireblade mit Schumi-Patina.
Das Bike? Eine CBR1000RR SC59, Baujahr 2010, umgebaut von Holzhauer Racing Performance (HRP). Laut Auktionshaus RM Sotheby’s stand das Einzelstück „während Testtagen Michael Schumacher zur Verfügung“. Der Legende nach ist es genau jenes Motorrad, mit dem der Rekordweltmeister im August 2010 auf dem Hockenheimring noch einmal Benzinluft schnupperte – obwohl er zu diesem Zeitpunkt längst wieder für Mercedes in der Formel 1 unterwegs war. Kaum auszumalen, was ein weiterer Sturz – wie ein Jahr zuvor – bedeutet hätte.
Ob es sich bei der versteigerten Maschine tatsächlich um das Sturz-Bike von 2009 handelt, bleibt fraglich. Zu erheblich waren die damaligen Schäden an der Honda und mit einem geflickten Rahmen wäre Schumacher wohl ungern weitergefahren – Kleingeld für eine neue Honda, wäre wohl vorhanden. Dennoch: Laut Katalogisierung belegt ein vollständiges Datenblatt sowohl die Nutzung durch Schumacher als auch das Eigentum durch HRP. Laufleistung: 3.752 Kilometer. Zustand: gut – fahrbereit ist sie allerdings nicht. Laut Inserat braucht die Maschine eine „umfassende technische Durchsicht“. Motorsportgeschichte gibt’s eben nicht mit frischem Ölwechsel.
Michael oder Marcel?
Noch heute trägt die Fireblade Schumachers Startnummer 77 – die er 2008 bei einem Gaststart in der IDM nutzte. Damals wollte er ursprünglich unter dem Tarnnamen „Marcel Niederhausen“ inkognito fahren. Hat nicht geklappt. Auch unter falschem Namen bleibt man eben Schumacher.
Zum Auktionspaket gehörten ausserdem ein von Schumacher signierter Schuberth-Helm sowie ein Paar unterschriebene Motorradhandschuhe – Motorsport-Fetisch deluxe. Wer zugeschlagen hat, bleibt anonym. Aber fest steht: Für 64.800 Euro gab’s mehr als nur ein Bike. Es ist ein Stück Erinnerung an einen Schumacher, der noch einmal Kind sein wollte – auf zwei Rädern, ohne Boxenfunk, einfach nur mit Gashand.
Und irgendwie passt das auch ins grössere Bild. Nicht nur Schumi konnte nie ganz vom Racing lassen – auch Valentino Rossi fand nach seiner Motorrad-Karriere einen neuen Spielplatz auf vier Rädern. Zwei Ikonen, zwei Welten – doch die gleiche DNA: Einmal Racer, immer Racer.
Text: GAT
Bilder: RM Sotheby’s